25.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Nach 105 Jahren schließt die wohl älteste Arzt-Praxis im Hochstift. Dr. Elmar Schulte - hier mit seinem Vorgänger und Onkel Dr. Paul Wern und dem Praxisteam (v.l.) Christel Zanft, Uschi Hoffmann und Monika Ernst - hört wegen der Gesundheitsreform auf.

Älteste Arztpraxis im
Hochstift schließt

105-jährige Tradition endet in Büren - Kein Nachfolger

Von Heinz-Peter Manuel
Büren (WV). 105 Jahre hat das markante gelbe Haus in der scharfen Kurve der Bertholdstraße in Büren eine Arztpraxis beherbergt. Doch damit ist jetzt Schluss: Aus Ärger über die Gesundheitsreform hört Dr. Elmar Schulte auf.

Am morgigen Donnerstag ist unwiderruflich der letzte Tag, an dem sich Patienten ihre Unterlagen abholen können. Schon seit dem 23. Dezember wird hier niemand mehr behandelt.
Das war über viele Jahrzehnte kaum denkbar in der wohl ältesten Praxis des Hochstiftes. Gegründet wurde sie im Jahr 1900. Damals ließ sich Dr. Loer das stattliche Haus bauen. Bis 1914 praktizierte er als Landarzt in Büren. Seither ist die Praxis im Besitz der Familie Wern.
Dr. Paul Wern kam aus dem schwäbischen Haigerloch als Kreisarzt nach Büren. Vor allem seine aus dem saarländischen Illingen stammende Ehefrau war über die Versetzung alles andere als glücklich und wollte möglichst schnell wieder weg, wie sich Schwiegertochter Anneliese Wern, geborene Ostermann, lächelnd erinnert. Dr. Paul Wern, der auch leitender Arzt am St. Nikolaus-Hospital war, starb 1939.
Erst 1948 zog wieder ärztliches Leben in das Haus ein, das für kurze Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg die amerikanische Kommandantur beherbergte. Dr. Paul Wern junior (86) erinnert sich noch an die harte Arbeit bei zum Teil karger Bezahlung. So bekam er mitunter lediglich einen Teller warme Suppe für seine Behandlungen, weil in der Nachkriegszeit das Geld äußerst knapp war.
1984 übergab er die Praxis an seinen Neffen Dr. Elmar Schulte. Nach umfangreichen Umbaumaßnahmen führte der 59-Jährige die Arztpraxis seiner Vorfahren als Landarzt weiter. Er betreute zudem die fliegerärztliche Untersuchungsstelle.
Eigentlich habe er noch drei Jahre weitermachen wollen sagt er. Doch die Gesundheitsreform mit immer schlimmer werdendem Bürokratismus raubte ihm den Nerv. Die Weiterführung der Praxis habe trotz intensiver Nachfolgersuche nicht sichergestellt werden können. Keiner wolle das Riskio tragen.
Nun soll das Haus, das in den oberen Stockwerken Wohnungen enthält, verkauft werden. Wie die Räume dann einmal genutzt werden, steht bislang noch nicht fest.

Artikel vom 25.01.2006