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Um acht Uhr an der Orgel

Organist Leo Geers wird heute 80 Jahre alt

Gütersloh (WB). Leo Geers zählt zu den ganz wenigen, die auch mit 80 Jahren noch den Beruf des Organisten ausüben. So gut wie ehrenamtlich. Auch heute an seinem 80. Geburtstag, beginnt sein Tag um kurz nach sechs mit der Vorbereitung auf die Hl. Messe.

Um acht Uhr sitzt er, wie in all den 55 Berufsjahren zuvor, auf der Orgelbank in der Herz-Jesu-Gemeinde und stimmt sich auf die sakrale Musik ein, die er in Absprache mit Pfarrer Siegfried Okkerse für den Tag ausgewählt hat. Die Priester, Pfarrer Karl Hoffmann, Johannes Aust und Siegfried Okkerse, doch vor allem die Gläubigen der Herz-Jesu-Gemeinde verdanken dem Kirchenmann unendlich viel. Nicht mehr nachzuhalten sind die vielen Gottesdienste, Andachten, Kirchen- und Familienfeste, die Leo Geers aus-schmückte. Zudem weiß die Gemeinde nur zu gut, dass ohne ihn die meisten Gottesdienste ohne musikalische Begleitung bleiben würden, da die angespannte Finanzlage der Kirche keine Neubesetzung der Organisten-stelle zulässt.
Eiserne Disziplin, ein unerschütterlicher Glaube und dazu seine Frau Elisabeth und seine Töchter mit ihren Ehemännern geben Leo Geers die Kraft für seinen einzigartigen Einsatz. Dabei scheut er - stets mit dem Fahrrad unterwegs - weder Wind noch Wetter. Härte gegen sich selbst lernte er wohl in seinem Elternhaus. In der 12-köpfigen Bauern-Familie in Geeste im Kreis Emsland ging es herzlich, doch stets auch fordernd zu. Als Leo Geers seine Musikwünsche anmeldete und konkret den Orgelunterricht erbat, da wurde das im Familienrat erst einmal gründlich besprochen, denn die Kosten belasteten damals das Familienbudget nicht unerheblich. Doch die Eltern sollten ihre Zustimmung nicht bereuen, denn ihr Sohn zählte vom ersten Tag an zu den eifrigsten und erfolgreichsten Schülern und spielte 14-jährig bereits die Orgel in der Heimatpfarrgemeinde. Später stieß er nach einer Kriegsverletzung auf seine eigentliche Berufung: er wurde nicht, wie zunächst angestrebt Lehrer, sondern Kirchenmusiker. Für das Organisten-Examen im Dom zu Fulda bekam er Bestnoten, so dass sei-ne erste Anstellung in der Propsteikirche in Meppen lediglich eine Formsache war.
Von 1961 an dient der Jubilar der Kirche und vor allem den Gläubigen in der Herz-Jesu-Gemeinde. Auf dem Papier ist er bereits seit knapp 17 Jahren Ruheständler. 1989 hängte er offiziell seinen Organisten- und Küsterberuf an den Nagel und beendete damit Jahre des ungeteilten Einsatzes in der Gemeinde. 20 Jahre leitete er den von ihm gegründeten Kirchenchor Herz-Jesu und übernahm wie selbstverständlich Verwaltungs- und Pflegedienste.
Die Liebe zum Glauben und zur Gemeinde trägt sein Engagement und ist der Grund für seine beispielhafte Bescheidenheit.

Artikel vom 24.01.2006