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Baker siegt: Turnier
der Fehl-Prognosen

Squash-DM: Finale ohne Paderborner Beteiligung

Von Elmar Neumann
Paderborn (WV). Damit, dass sich im Endspiel um die Deutsche Squash-Einzelmeisterschaft der Herren ein 32- und ein 18-Jähriger gegenüber stehen würden, hatten viele Experten gerechnet - mit diesem finalen Vergleich aber niemand. Am Sonntagnachmittag in Mülheim traf nicht der topgesetzte Stefan Leifels (32) auf seinen Paderborner Vereinskollegen Simon Rösner (18), sondern der Stuttgarter Simon Baker (32) auf die Überraschung des Turniers, den Wormser Jens Schoor (18).

»So eine chaotische Meisterschaft habe ich in meiner langen Laufbahn noch nicht erlebt. Das waren zum Teil wirklich kuriose Ergebnisse und da hat kaum eine Prognose gestimmt«, sagte ein gelassener Leifels, der mit einer seiner Voraussagen allerdings Recht behielt. »Mein Viertelfinale gegen Simon Baker ist das Schlüsselspiel. Wer das gewinnt, hat gute Chancen auf den Titel«, hatte der Ranglistenerste gemutmaßt und so kam es dann auch. Der Deutsch-Australier in Diensten der Sport-Insel Stuttgart setzte sich gegen seinen Nationalmannschafts-Kollegen mit 11:10, 11:6, 5:11 und 11:4 durch. Nach dem 3:1 im Halbfinale gegen den Marburger André Haschker, der im Viertelfinale Titelverteidiger Hansi Seestaller (Koblenz) ausgeschaltet hatte, war Baker dann auch im Endspiel nicht mehr zu bremsen: erste Teilnahme an einer Deutschen Meisterschaft, erster Sieg - die Bilanz des im Mai 2005 eingebürgerten Schwaben kann sich sehen lassen. »Ich wusste vorher, dass das Spiel gegen Simon schwer werden würde. Nach dem 0:2-Satzrückstand war der Druck sehr groß und letztendlich fehlte mir auch das Quäntchen Glück«, so Leifels. Der hatte im Gegensatz zu Baker zwölf Anläufe bis zu seinem ersten DM-Sieg (2004) benötigt. »Mir tut's für Stefan leid. Er wird nicht mehr so viele Möglichkeiten bekommen, Deutscher Meister zu werden«, sagte Paderborns Club-Präsident Andreas Preising.
Leifels' 14 Jahre jüngerer Teamkamerad Simon Rösner hat noch Zeit genug, ob es für ihn aber jemals wieder so einfach wird, in ein Finale einzuziehen, bleibt indes abzuwarten. »Simons Auslosung war traumhaft, der Weg ins Endspiel eigentlich schon mit Blumen dekoriert«, so Leifels, der bei Deutschlands Ausnahmetalent im Halbfinale ein Kopfproblem erkannte: »Vom Potenzial her hätte Simon gegen Jens Schoor selbst an einem schlechten Tag gewinnen müssen, aber die beiden 18-Jährigen kennen sich sehr gut und mit dieser Situation ist Jens besser zurecht gekommen.« Mit dem 11:7, 8:11, 11:10 und 11:6 gelang dem Wormser im Teenie-Halbfinale die Sensation des Turniers.
Das ebenfalls erst 18-jährige Paderborner Eigengewächs Lennart Osthoff musste dagegen schon in Runde zwei die Segel streichen. Er unterlag dem Kieler Predi Fritsche mit 7:11, 4:11 und erneut 7:11. Sein Bruder Lars, als potenzieller Halbfinalist gehandelt, verabschiedete sich im Achtelfinale gegen den Wiesentaler Johannes Voit (11:10, 7:11, 6:11, 11:10, 8:11). Ebenfalls ein Fünfsatz-Aus gab's für einen ehemaligen Paderborner: Edgar Schneider musste sich in der dritten Runde dem Münchner Martin Grahamer mit 10:11 im letzten Satz geschlagen geben.
»Diese Meisterschaft hat gezeigt, dass sich auch der Paderborner Squash-Club jeden Erfolg hart erarbeiten muss. Wir haben in den vergangenen Jahren nahezu alles abgeräumt, so dass erste Plätze und Finalteilnahmen fast zur Selbstverständlichkeit geworden waren. Spätestens jetzt wissen wir wieder, dass wir auch ernsthafte Gegner haben«, sagte Preising.
Das etwas (zu) frühe Ausscheiden hatte Stefan Leifels relativ schnell verkraftet, mit der Veranstaltung selbst war der Vizemeister 2005 noch länger unzufrieden: »Da ist keiner dabei, der versucht, dieses Event und damit die Sportart nach vorne zu bringen. Der Deutsche Squash Pool ist nur darauf aus, möglichst viel Geld aus dieser Meisterschaft zu ziehen. Das kann es einfach nicht sein.«
Die ErgebnisseAchtelfinale: Stefan Leifels (PSC) - Markus Voit (Wiesental) 3:0 (11:8, 11:8, 11:9); Simon Baker (Stuttgart) - Tim Weber (Koblenz) 3:2; André Haschker (Marburg) - Marius Spiekermann (Koblenz) 3:0; Matthias Scholl (Worms) - Hansi Seestaller (Koblenz) 0:3; Simon Rösner (PSC) - Martin Grahamer (München-Solln) 3:0 (11:6, 11:4, 11:7); Johannes Voit (Wiesental) - Lars Osthoff (PSC) 3:2 (10:11, 11:7, 11:6, 10:11, 11:8); Daniel Hoffmann (Marburg) - Jens Schoor (Worms) 0:3; Dennis Drenjovski (Stuttgart) - Patrick Gässler (Stuttgart) 3:2.
Viertelfinale: Stefan Leifels - Simon Baker 1:3 (10:11, 6:11, 11:5, 4:11); André Haschker - Hansi Seestaller 3:1; Simon Rösner - Johannes Voit 3:0 (11:4, 11:9, 11:8); Jens Schoor - Dennis Drenjovski 3:1.
Halbfinale: Simon Baker - André Haschker 3:1; Simon Rösner - Jens Schoor 1:3 (7:11, 11:8, 10:11, 6:11).
Finale: Simon Baker - Jens Schoor 3:1 (9:11, 11:9, 11:10, 11:5)

Artikel vom 30.01.2006