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»Ich habe doch gar
nichts gemacht«

Gesperrter Brouwers fehlt SCP gegen Cottbus

Von Peter Klute
Saarbrücken (WV). Die verflixte Nachspielzeit. Zum zweiten Mal verlor der SC Paderborn 07 einen Akteur nach der 90. Minute. Am 28. Oktober in Bochum hatte es Dennis Schulp erwischt, der Holländer musste gegen Freiburg aussetzen. In Saarbrücken traf es nun seinen Landsmann Roel Brouwers. Nach einem Gerangel mit dem eingewechselten Ivan Dudic sahen beide die gelbe Karte. Für den Holländer war es die fünfte, er fehlt am Sonntag gegen Energie Cottbus.

Sekunden später war die Nullnummer im Ludwigspark beendet. Brouwers wusste sofort, welche Konsequenzen die letzte Szene der Partie, als er den Ball ins Aus springen ließ und ihn anschließend festhielt, für ihn hatte. Er fühlte sich ungerecht behandelt: »Ich habe doch gar nichts gemacht und vorher kein einziges Mal Foul gespielt. Diese Karte war unberechtigt und tut mir sehr weh.«
Das trifft nicht nur auf den 24-Jährigen selbst, sondern auch auf den SC Paderborn 07 zu. »Sein Ausfall ist sehr schmerzhaft, denn Roel und Markus Bollmann haben sich in den vergangenen Monaten zu einer der stärksten Innenverteidigungen der zweiten Liga entwickelt. Gerade gegen Cottbus, die viele lange und kopfballstarke Spieler in ihren Reihen haben und bei Standards sehr gefährlich sind, hätte uns Roel gut zu Gesicht gestanden. Aber wenn Spieler die vierte gelbe Karte haben, sind sie eben irgendwann reif«, sagte Trainer Jos Luhukay. Seit Burghausen stand Brouwers auf der Liste. Aue, Karlsruhe und Unterhaching überstand er zuvor ohne Folgen.
Die Verwarnung in Saarbrücken war unglücklich, neun Minuten zuvor hatte Brouwers aber Fortuna auf seiner Seite. Nach einem Check gegen Yilmaz Örtülü im Strafraum, als Torwart Tom Starke nicht energisch genug aus seinem Kasten kam, hätte Schiedsrichter Markus Kuhl auf Elfmeter entscheiden müssen, auch wenn Brouwers das nicht so sah: »Das war kein Foul. Ich habe meinen Körper zwischen Ball und Gegner gestellt und er ist mir in den Rücken gerannt.«
Weil Thorsten Becker mit einem Kreuzbandriss bis zum Ende der Saison ausfällt, wäre eigentlich Dusko Djurisic der erste Kandidat, den gesperrten Brouwers zu ersetzen. Doch der Serbe rutschte im Training am Donnerstag aus, zerrte sich die Adduktoren, musste am Samstag vor Ort passen und ermöglichte Neuzugang Sebastian Schoof seine Kader-Premiere beim SCP. »Ich habe Dusko vor ein paar Tagen gesagt, dass er gute Chancen hat, sich mal wieder in der Meisterschaft zu zeigen, wenn er zu 100 Prozent fit ist. Jetzt müssen wir abwarten. Wir wissen, dass wir in der Innenverteidigung unterbesetzt sind, werden aber auch das lösen«, so Luhukay.
Sollte Djurisic es nicht schaffen, wäre es nahe liegend, Marc Gouiffe à Goufan aus dem Mittelfeld in die Abwehr zurückzuziehen, seinen Platz im Mittelfeld könnten Hüzeyfe Dogan oder Daniel Brinkmann einnehmen. Für Djurisic wäre das schon beinahe tragisch. Nach dem zweiten Spieltag flog der Neuzugang aus der Stammelf, kam nur noch am 25. September in Dresden zu einem 18-minütigen Kurzeinsatz, bei dem er das Tor zum 0:2-Endstand durch Dogan per Freistoß vorbereitete.
Djurisic wurde damals abgelöst von Roel Brouwers. Erst zwei Tage vor dem Saisonstart in Unterhaching verpflichtet, rückte der erstmals am dritten Spieltag in Cottbus in die Anfangsformation und ist dort seitdem nicht mehr wegzudenken. Lediglich eine Rote Karte gegen Ahlen setzte die Leihgabe von Roda Kerkrade drei Spiele außer Gefecht. Brouwers ist hinten eine Bank, erzielte zudem bei den Siegen gegen Offenbach (4:1) und Karlsruhe (2:0) zwei ganz wichtige Tore zum 2:1 und 1:0.
Seine Zukunft nach dem 30. Juni dieses Jahres ist jedoch ungewiss. Sein Vertrag in Kerkrade läuft aus, aber die Holländer verfügen über eine Option bis 2008. Wird diese nicht gezogen, ist er ablösefrei zu haben.
Im Februar will sich Roda erklären, doch Brouwers hält eine Rückkehr für unwahrscheinlich. »Ich möchte spielen, das ist das Wichtigste. Aber da sich weder Trainer Huub Stevens noch ein Vorstandsmitglied von Kerkrade seit Sommer bei mir gemeldet haben, dürften meine Chancen dort nicht allzu groß sein«, sagt er. Obwohl seine Familie in Kerkrade wohnt, fühle er sich in Deutschland und Paderborn sehr wohl. Nach seinen bisherigen Leistungen scheint es jedoch sehr fraglich, ob der SCP im Sommer finanziell mitbieten kann, denn dann dürften auch andere Vereine an Brouwers interessiert sein. Ja, falls Kerkrade ihn gehen lässt.

Artikel vom 30.01.2006