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Familien leisten größten Pflegedienst

Informationen zur häuslichen Pflege bei der SPD Ennigloh-Muckum

Bünde-Ennigloh (BZ). »Möglichkeiten und Grenzen häuslicher Pflege« lautete das Thema der letzten Ortsvereinsversammlung der SPD Ennigloh-Muckum. Referentin hierzu war Susanne Pott, Leiterin der Diakoniestation in Bünde.

»Das Thema Pflege ist ein Thema, welches die ganze Gesellschaft angeht. Die Lebenserwartung steigt. Dadurch gibt es immer mehr ältere Menschen und somit auch das höhere Risiko der Pflegebedürftigkeit«, so Susanne Pott zu Beginn ihrer Ausführungen. Wenn Hilfebedürftigkeit eintrete, sei es zunächst einmal die eigene Sache, dieses zu organisieren und zu finanzieren. Bei Anerkennung von Pflegestufen trete dann eventuell eine Kostenübernahme der Pflegeversicherung ein. »Die Pflegeversicherung deckt aber bei weitem nicht alle Kosten ab«, so Susanne Pott weiter. »Außerdem sind die Leistungen aus diesen Pflegekosten seit 1995 nicht erhöht, obwohl alles teurer geworden ist.« Auch dem Grundsatz, dass ambulante Pflege Vorrang habe vor stationärer Pflege, fehle der Anreiz, da die Pflegeleistungen für ambulante Pflege im Verhältnis zu niedrig seien. Da weitere Kostensteigerungen zu erwarten seien, würden in naher Zukunft höhere Geldleistungen zu erbringen sein, um das derzeitige Pflegesystem überhaupt noch einigermaßen finanzieren zu können.
Zusätzliches ehrenamtliches Engagement sei mehr als gefragt. Als Beispiel wurde hier der Arbeitskreis »Bürger für Bürger« genannt. Hier wird von Personen auf Dauer ehrenamtliche Hilfe geleistet.
In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass es den vor Jahrzehnten noch vorhandenen »Familienverbund« immer weniger gibt. Hieraus ergebe sich, dass immer mehr Personen, die allein lebten, einsam und hilfebedürftig seien. Trotzdem sei die Familie immer noch der größte Pflegedienst, wobei 90 Prozent der Pflegearbeiten von Frauen geleistet würden.Weiter wurde aber auch festgestellt, dass das Gesundheitssystem seit 1970 unverändert bestehe und die Strukturen festgefahren seien. Der Einfluss der Ärzte und vor allem der Pharmaindustrie sei sehr stark. Auch sei die Politik bisher nicht mutig genug gewesen, diese Strukturen zu ändern und neu anzufangen. »Wir haben in Deutschland ein gutes Gesundheitssystem, dass aber zu teuer geworden ist. Wenn sich nicht Entscheidendes ändert, scheitert dieses System an der Finanzierung«, so die Meinung eines Versammlungsteilnehmers zum Schluss der gut besuchten Informationsveranstaltung.

Artikel vom 24.01.2006