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Der Schönheit des
Sichtbaren folgen

Beeindruckende Naturstudien

Halle (el). Sehr genau beobachtet hat die Bielefelderin Susanne Busse die Objekte ihrer Kunst; und mit der gleichen Genauigkeit gibt sie sie wieder. Welch beeindruckende Stilleben und Naturstudien dabei entstanden sind, ist noch bis zum Donnerstag, 16. Februar, in der Haller Remise zu sehen. Die Vernissage lud bei einer gemütlichen Teestunde zum Austausch über die Werke ein.

»Manchmal hab ich die Nase voll von der abstrakten Farbe an sich«, gab die »Kunstfrau« im Haller Rathaus, Susanne Debour, zu. Umso erfreuter war sie, als sie am letzten Tag der Borgholzhausener Sommerakademie 2005 von Kursleiterin Sabine Ehlers auf ein ganz besonderes Werk aufmerksam gemacht wurde. Susanne Busse zeichnete hier mit der ihr eigenen Disziplin und Detailtreue. Die Objekte ihrer überaus realistischen Kunst: Alltagsgegenstände und immer wieder Natur, Blumen, Obst, Gemüse.
»Es war so überwältigend zu sehen, dass jemand noch so zeichnen kann«, erinnerte sich Susanne Debour. »Ich wollte das sofort der Haller Öffentlichkeit zeigen.« Und auch die Form war ihr sofort klar, denn sie wollte gezielt den Austausch über die Eindrücke fördern. Daher wandelte sie die Ausstellungsfläche der Remise zur Teestube um, sorgte fürs gemütliches Beisammensein und die ideale Möglichkeit, immer wieder an den Bilder vorbei zu flanieren und sich dann am Tisch über die Themen und vor allem die beeindruckende Technik zu unterhalten.
Denn Susanne Busse sieht in allem Sichtbaren eine Herausforderung, so erklärte sie es zur Eröffnung selbst. Der Schönheit dieses Sichtbaren nachzuspüren und möglichst exakt die reizvolle Körperlichkeit, die die Natur selbst bietet, wieder zu geben, sind ihr Anliegen. Das Bild hat sie dabei von Anfang an vor Augen, schält es mit Vorzeichnungen heraus und setzt es dann in verschiedenen Techniken um.
Die Stilleben erscheinen dann fast mit Händen greifbar. Die Naturstudien haben ähnlich naturwissenschaftliche Genauigkeit wie bei Marie-Louise Marian, obwohl Susanne Busse andere Motive hat. Sie will nicht dokumentieren, sondern veranschaulichen, mit dem Blick auf das Detail die Schönheit des Gesamtobjekts erfassen. Am beachtlichtlichsten dabei: Die 70-jährige Susanne Busse ist Autodidaktin.
Zwar waren schon als Kind Neigung und Talent da, doch stand für sie lange Zeit zunächst die Familie im Vordergrund. Erst in den 50-er Jahren griff sie verstärkt zum Aquarellpinsel, in den 70-ern dann zum Öl, seit den 80-ern zur Dispersionsfarbe. Die Materialien haben sie dabei genauso gefordert wie die Objekte selbst; und sie suchte immer nach kniffligen Aufgaben, oder in ihren eigenen Worten: »Je schwieriger sich ein Objekt darstellt, desto mehr treibt es mich, die Herausforderung anzunehmen.«

Artikel vom 25.01.2006