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Telefone standen nicht still

Jahresrechnungen bescherten den Stadtwerken Kundenansturm

Lübbecke (jug). Vor zehn Tagen flatterte den ersten Lübbeckern ihre Jahresschlussrechnung der Stadtwerke ins Haus. So mancher dürfte sich beim Öffnen des Umschlags ordentlich erschreckt haben. Durch das Thema Energiepreise ohnehin sensibilisiert, starteten die Bürger daher vor allem am Montag und Dienstag einen wahren »Ansturm« auf die Stadtwerke.

»Am Montag und Dienstag waren bei uns alle sechs Telefone besetzt - nonstop«, berichtet Stadtwerke-Mitarbeiterin Nadine Kreienbrock. »Wir konnten gar nicht mehr raustelefonieren.« Und ihr Kollege Florian Hertrampf ergänzt: »Drei Kollegen waren die ganze Zeit vorne am Tresen, weil die Schiebetür sonst gar nicht mehr zugegangen wäre.« Viele Kunden seien offenbar gleich vom Briefkasten zum Telefon gelaufen. Erst ab Mittwoch kehrte wieder etwas mehr Ruhe ein.
Beschwerden habe es vor allem in Sachen Strom gegeben. Als einen der Hauptgründe für satte Nachzahlungsforderungen sehen die beiden Stadtwerke-Mitarbeiter hier den Umstand, dass die RWE in den Vorjahren bei vielen Kunden den Verbrauch nur noch geschätzt habe. »Wir haben dagegen in der Regel abgelesen, bei etwa 95 Prozent der Kunden«, so Hertrampf.
Habe die RWE aber zu niedrig geschätzt, könnten zwischen dem geschätzten Verbrauch und der Realablesung Differenzen von bis zu 1 000 Euro liegen; Geld, das die Kunden eigentlich schon in 2003 und 2004 hätten nachzahlen müssen, und das dann jetzt insgesamt fällig werde. Im umgekehrten Falle gebe es aber auch Kunden, deren Verbrauch zu hoch geschätzt worden sei, und die jetzt Rückerstattungen bis zu gleicher Höhe erhielten. Die Anzahl beider Fälle hält sich nach Einschätzung der Mitarbeiter etwa die Waage.
Aufregung habe es weiterhin bei den Kunden gegeben, die erhöhte Teilbeträge zahlen müssten, obwohl sie aber weniger verbraucht hätten. Hier spielten die allgemeinen Preissteigerungen der einzelnen Versorgungsbereiche eine Rolle, die sich dann letztlich summierten und zu einer monatlichen Mehrbelastung führten.
»Wir sind in einer ÝSandwich-PositionÜ«, erklärt die Käufmännische Leiterin der Stadtwerke, Kerstin Oncken, zu den hohen Energiekosten. Die Preise würden letztlich »ganz oben« gemacht, in der Politik und in den Konzernen. »Wir geben nur die Mehrkosten weiter - und das nicht mal in vollem Unfang.«
Was das rein Organisatorische betreffe, sei im Ganzen aber alles recht gut gelaufen, so Hertrampf, besser, als zur Zeit der Übernahme vor einem Jahr. Es war jetzt das erste Mal nach der Übernahme des Stromnetzes durch die Stadtwerke 2005, dass die Abrechnung für Strom, Erdgas, Wasser und Abwasser in einer Rechnung ausgestellt wurde.

Artikel vom 24.01.2006