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Der Traum von
der Ersten Liga

Schiedsrichter Thorsten Joerend

Lübbecke (hen). Sie standen wieder einmal nicht im Mittelpunkt und das zeichnet sie aus: Die Schiedsrichter waren beim Freeway-Cup 2006 mit der ersten Garde des Fußballkreises Lübbecke vertreten. Die unumstrittene Nummer Eins unter den Unparteiischen ist Thorsten Joerend vom VfB Fabbenstedt, der sonst in der 2. Bundesliga an der Linie steht.

Thorsten Joerend ist sichtlich erfreut, endlich wieder einmal beim Freeway-Cup pfeifen zu dürfen. Im vergangenen Jahr hinderte in eine Ansetzung in der 2. Bundesliga daran, zum Turnier in die Heimat zu kommen, aber 2006 hatte er zum Rückrundenstart »spielfrei«.
»Es ist ein Highlight für mich, im eigenen Kreis bei einem so großen Turnier pfeifen zu können«, erklärt der 27jährige. »Außerdem hören diese Jungs noch darauf, was man als Schiedsrichter sagt. Ein mit allen Wassern gewaschener Zweitliga-Profi mit über 200 Einsätzen auf dem Buckel ist da deutlich schwieriger zu handlen.«
Den Vergleich hat er seit seinem »Aufstieg« in die 2. Bundesliga im Jahr 2004. Dort steht er nun etwa zehn Mal pro Saison an der Seitenlinie und winkt mit der Fahne - Einsätze als Schiedsrichter gibt es in der Regionalliga.
»Ich hatte Glück mit den bisherigen Spielen, es waren immer Partien aus dem oberen Drittel oder im Abstiegskampf«, erzählt Joerend. »Zweimal war ich zuletzt in Freiburg, da ist immer eine besondere Stimmung.«
Ob die sich nicht in den meisten Fällen gegen das Schiedsrichter-Team richtet ? »Man schaltet die Kommentare aus dem Fanblock innerlich ab. Wüste Beleidigungen gehören sich nicht, aber Fußball ist nun einmal auch mit Emotionen verbunden und somit gehören sie auch dazu. Mich stört es nicht, solange nicht mit Gegenständen geworfen wird.«
Gerade in der Zeit »nach Hoyzer« rücken die Männer in Schwarz immer wieder unfreiwillig in den Mittelpunkt der allgemeinen Entrüstung. Auch Thorsten Joerend als aufsteigender Jung-Referee musste sich mit der Thematik auseinandersetzen. »Ich kannte oder kenne Robert Hoyzer selbst nicht, habe ihn aber schon mal bei Fortbildungen gesehen. Der ganze Skandal kam ja im vergangenen Jahr genau an dem Wochenende heraus, als auch der Freeway-Cup stattfand. Ich war bei einem Zweitliga-Spiel in Erfurt und wir saßen mit den beiden Kollegen im Hotel-Zimmer vor dem Fernseher und haben alles direkt verfolgt. Am nächsten Tag im Stadion war aber glücklicherweise niemand gegen uns Schieris eingestellt, sowohl Spieler als auch Zuschauer betonten, dass dieser Betrug ein Einzelfall sei, der es bekanntlich am Ende auch war.«
Wie es für den Industriekaufmann mit Wohnsitz in Lübbecke nun weitergeht, weiß er selber nicht - seit dem Wettskandalbekommt er sogar erst zwei Tage vor den Spielen mitgeteilt, welches er wo pfeifen muss. Das bedeutet Stress und ganze Wochenenden auf Tour. »Mein Arbeitgeber spielt da auch prima mit, sonst hätte ich echte Probleme.«
Und dabei soll für ihn die Karriereleiter noch nicht am Ende sein: »Natürlich ist es mein Anspruch, als Schiedsrichter ganz nach oben zu kommen. Die Bewertungen sind bisher ganz gut, mal sehen, welche Spiele nun kommen und wer mich dort beobachtet. Sollte ich dann auf der nächsten Liste als Schieri in die 2. Liga aufsteigen und als Assistent in die Bundesliga, wäre ich einer von nur 42 aus ganz Deutschland. Das wäre super.«

Artikel vom 24.01.2006