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Ohne Top-Quartett mit Mühe

Verler Frauen leiden unter unfassbarem Verletzungspech

Verl (dh). Man stelle sich folgende Situation vor: Der FC Bayern München muss auf seine torgefährlichsten, kreativsten und abwehrstärksten Spieler verzichten. Würde sich der deutsche Fußball-Rekordmeister in diesem Fall gegen ein Bundesliga-Kellerkind schwer tun? Vermutlich schon. Der 23:19 (13:8)-Erfolg der Oberliga-Damen des TV Verl über die HSG Union Halle stand unter ähnlichen Vorzeichen.

Nina Jacobkersting mit einem genähten Meniskus bis zum Saisonende verloren, Ilka Schwale nur für einen Siebenmeter eingesetzt, Birgit Westernstroer nach der dritten Zeitstrafe in der 49. Minute vom Feld geschickt und Marija Josipovic mit einem geschwollenen Knie »durchgezogen« - Uwe Landwehr hatte es am Samstag nicht leicht. Um so gnädiger fiel dann auch das Fazit des sonst so kritischen und strengen Trainers aus: »Sicherlich war die zweite Hälfte nicht das Gelbe vom Ei. Aber bei dieser personellen Konstellation muss ich einfach zufrieden sein. Wichtig sind nur die zwei Punkte.«
Dabei hatte es aus Verler Sicht gut angefangen, auch das von Landwehr geforderte Tempospiel war in Ansätzen zu sehen. Nur die etwas magere Wurfausbeute verhinderte gegen die in Hälfte eins wie einen Absteiger spielenden Gäste eine noch höhere Pausenführung. Das holte der TVV dann zu Beginn der zweiten 30 Minuten nach. Ruckzuck war der Vorsprung auf zehn Tore angewachsen (19:9 - 42. Minute/21:11 - 47. Minute). »Dann fing das Dödeln an«, so Landwehr, der bei allen Personalproblemen seinen verbliebenen Damen eine kleine verbale Backpfeife nicht ersparen konnte: »Es darf einfach nicht passieren, dass wir am Ende eine Serie von 2:8 Toren hinnehmen.« Mit der Wieder-Hereinnahme der schon in Trainingsklamotten eingepackten Karina Weirauch und Martina Franke verhinderte »Locke«, dass zum Schluss vielleicht sogar ein Punkt liegen geblieben wäre. Im Hinblick auf die beiden schweren Aufgaben in Holzhausen und gegen Oberlübbe, das überraschend 20:23 in Lenzinghausen verlor und nun drei Zähler hinter Verl liegt, hätte sich der TVV einen Ausrutscher nämlich nicht leisten dürfen. Landwehr: »Diese beiden Partien werden den Weg weisen.« Weit ist der Weg derweil für Nina Jakobkersting, die nach dem Eingriff sechs Wochen lang an Krücken gehen muss und vier Monate lang überhaupt keinen Sport treiben darf. »Unerträglich«, stöhnt »Elster«.
TV Verl: Weirauch/Stüker (31. bis 55.) - Zelle (5), Josipovic (5/2), Franke (4), Füchtencordsjürgen (3), Westernstroer (2), Deppe (1), Neubauer (1), Kranz (1), Schwale (1/1), Ernst, Henke.

Artikel vom 23.01.2006