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Der Natur zu ihrem Recht verhelfen

Ausstellung im »Regenwurm«: Die Holtruperin Brigitta Kurze macht aus Treibholz Kunst

Vlotho (man). Brigitta Kurze schafft die Kunst nicht, sie entdeckt sie. Das Wesen eines vom Wasser angespülten Fundstücks herausarbeiten, der Natur keine Gewalt antun - dies ist die Basis ihrer Arbeit mit Treibholz, die in den nächsten vier Wochen im Schaufenster des »Regenwurm«-Ladens zu sehen ist.

Für Regenwurm-Inhaber Rudolf Döhr gehören Ausstellungen mit Brigitta Kurze fast schon zum regelmäßigen Programm Anfang des Jahres dazu. Der Kontakt entstand nicht über die Kunst, sondern über den Einkauf. Einmal in der Woche fahren Brigitta Kurze und ihr Mann Norbert von Holtrup nach Vlotho, um Döhrs Laden einen Besuch abzustatten: »So ein Geschäft gibt es bei uns nicht.«
Einmal in der Woche »Regenwurm« - die Reise über die Kreisgrenze entfällt, wenn das Ehepaar Kurze vier Wochen im Jahr auf der noch weiter als Vlotho entfernten Insel Korsika verbringt. Und hier findet die Autodidaktin, die seit 1997 mit Treibholz arbeitet, das Material, das für sie geradezu eine Aufforderung darstellt, weiterbearbeitet zu werden.
Das Meer, welches die Hölzer anspült, hat das Seinige getan, den Stoff morsch gemacht oder die Kanten abgeschliffen. Es sind die kleinen Wunder, welche die Natur bereit hält, um von einer Künstlerin wie Brigitta Kurze gesehen zu werden - was nicht bedeutet, dass die Hauptarbeit längst geschehen ist. »Ich lasse mich von der Form inspirieren«, erläutert die Portanerin, die der heimischen Künstlergruppe »Regenbogen« angehört.
Sie arbeitet das Wesen heraus, setzt fort, was das Meer begonnen hat: Ecken und Kanten werden in den meisten Fällen eliminiert - was die Künstlerin auf die humorige Formel bringt: »Es wird geschliffen, bis der Notarzt kommt.«
Zum natürlichen Umgang mit dem Holz passt der Verzicht auf eine scheinbar zeitlose Konservierung. Zwar wird das Holz gewachst, aber nicht vor jeglicher Verwitterung bewahrt: »Wenn das Treibholz drinnen bleibt, passiert nichts.« Draußen allerdings komme es zu Veränderungen. Diese können bewusst eingesetzt werden.
Brigitta Kurze bevorzugt die grazilen Formen. Viele Treibholz-Stücke erinnern an schlanke Körper - wohlgeformt. Das Unästhetische übt auf die Künstlerin keinen Reiz aus. Sie will der Schönheit der Natur zu ihrem Recht verhelfen. Ein Anspruch, den sie einzulösen versteht.
www.brigitta-kurze.de

Artikel vom 21.01.2006