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Vorliebe für englischen Tee

Irmgard Wittrowski feiert heute ihren 90. Geburtstag

Halle (mas). Ihren Humor hat die verschmitzte alte Dame nie verloren. Trotz Kriegswirren, Flucht und Vertreibung, Beginn eines neuen Lebens lacht sie noch immer viel, auch wenn vieles andere nicht mehr richtig will. Irmgard Wittrowski feiert heute im Altenzentrum Eggeblick ihren 90. Geburtstag.

Auf ein bewegtes Leben blickt sie zurück, das am 23. Januar 1916 in Anglitten, Kreis Bartenstein in Ostpreußen, begann. Mit Eltern und Schwester hatte sie einen kleinen Bauernhof in der Nähe von Königsberg, dem heutigen Kaliningrad, gepachtet. Neben Viehwirtschaft betrieb Vater Franz Tietz eine kleine Schäferhundezucht, deren Sprössling »Rolf« ihr liebster Begleiter bei Streifzügen durch die wunderschöne Landschaft wurde.
1939, im Krieg, heiratete sie ihren ersten Ehemann Willi Hopp, den sie auf dem elterlichen Hof kennen lernte Kurz hintereinander bekam sie ihre ersten beiden Kinder. Nach Flucht und Vertreibung landete Irmgard Wittrowski mit ihrer Schwester Christl und den Kindern in Bielefeld. Dort trennte sie sich von ihrem ersten Mann. 1950 heiratete sie in zweiter Ehe den aus russischer Gefangenschaft zurückgekehrten Kurt Wittrowski - auch ihn kannte sie aus Kindertagen - und bekam ihr drittes Kind.
Irmgard Wittrowski ist eine Frau, die zupacken konnte. Neben der Kindererziehung hatte sie unter anderem bei den britischen Besatzungsmächten in Bielefeld als Serviererin gearbeitet. Die Vorliebe für die englische Sprache und den Tee ist ihr bis heute geblieben.
Die große Leidenschaft der geistig noch sehr wachen und humorvollen Frau war das Nähen. Die ganze Verwandtschaft wurde vom Zuschnitt bis zur fertigen »Klamotte« mit Kleidung überhäuft, sehr zur besonderen Freude der sieben Enkel. Ihre große Wohnung in Bielefeld war immer Dreh- und Angelpunkt für Besuche und Familienfeiern der großen Verwandtschaft, die mittlerweile um fünf Urenkel gewachsen ist.
Weil es mit dem Gehen und dem Sehen nicht mehr so klappt, lebt Irmgard Wittrowski nun seit drei Jahren im Altenzentrum Eggeblick in Halle. Hier fühlt sie sich wohl, und ihrem zuweilen etwas »kantigen« ostpreußischen Humor kann sich kaum jemand entziehen.

Artikel vom 23.01.2006