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Sennebahn »Vorfahrt geben«

Kampf um Ausbau der Bahnverbindung - Schulterschluss der Kommunen

Von Jürgen Spies
Hövelhof/Schloß Holte-Stukenbrock (WV). Die Nichtberücksichtigung des Ausbaues der Sennebahn im aktuellen Entwurf des Verkehrsinfrastrukturplanes des Landes NRW (das WV berichtete) kann nach Auffassung der Bürgermeister der Anrainerkommunen (Michael Berens, Hövelhof; Hubert Erichlandwehr, Schloß Holte-Stukenbrock) nur auf einer »Fehlinterpretation der vorliegenden Fakten« basieren. In einem Schreiben an das NRW-Ministerium für Bauen und Verkehr haben deshalb Berens und Erichlandwehr darum gebeten, Zahlen, Daten und Argumente, die für die Realisierung des Vorhabens sprechen, »sorgfältig zu prüfen«.

Ziel ist dabei, den Ausbau der Schienenverbindung zwischen den Oberzentren Paderborn und Bielefeld mit hoher Priorität in der Integrierten Gesamtverkehrsplanung (IGVP) des Landes zu verankern.
Im Rahmes eines Pressegespräches am Freitag im Hövelhofer Rathaus unterstrichen die Bürgermeister, dass bislang die Herausnahme des Projektes »Ausbau der Sennebahn« mit einem negativen Kosten-Nutzen-Quotienten begründet worden sei. »Offensichtlich liegen der Berechnung aber veraltete Zahlen zu Grunde. So sind anstelle des in der Bewertung noch angenommenen Bauvolumens von 31,7 Millionen Euro für die weiteren Ausbaumaßnahmen der Sennebahn nur noch Baukosten in Höhe von 14,8 Millionen Euro zu erwarten«, nannte Hubert Erichlandwehr einen bedeutenden Aspekt.
Berücksichtigung finden müsse in einer Neubewertung des Sennebahnausbaues auch, dass die Fahrgastzahlen in jüngerer Vergangenheit »erheblich gestiegen sind«, sagte Thomas Westhof, Leiter der Stabsstelle Marketing in der Gemeindeverwaltung. Auf der Basis von aktuellen Daten, die der Nahverkehrsverbund Paderborn/Höxter (nph) zur Verfügung stellte, geht hervor, dass die Fahrgastzahlen seit Ende 2003 im Hövelhofer Sennebahn-Abschnitt um 44 Prozent gestiegen sind. Eine konkrete Zahl dazu: Auch in den anderen Sennebahn-Abschnitten seien nachweislich »die Züge voll«, ergänzte Hubert Erichlandwehr.
Als »unverständlich« bezeichnete Westhof, dass der Ausbau der Sennebahn einerseits hintenangestellt werden solle, während andererseits noch Schienenverkehr-Ausbauprojekte aufgeführt seien, die praktisch seit Jahrzehnten kaum noch ernsthaft verfolgt würden. Als Beispiel nannte er die Reaktivierung der ehemaligen Schienenverbindung Paderborn - Bad Lippspringe, heute übrigens ein Radweg. . .
Bürgermeister Erichlandwehr ergänzte: »Nach meinem Kenntnisstand haben auch die Städte Paderborn und Bielefeld großes Interesse daran, dass das Sennebahn-Ausbauprojekt möglichst schnell zum Zuge kommt«.
Am kommenden Montag befasst sich die Verkehrskommission des Regionalrates in Detmold unter anderem mit dem Thema Sennebahn. Am 20. Februar will der Regionalrat die Beratungsergebnisse zu Verkehrsprojekten in Ostwestfalen-Lippe dem NRW-Verkehrsministerium übermitteln. »Wichtig ist, dass die Region die Sennebahn auf Platz 1 der Prioritätenliste setzt und es dann nicht bei einer Ausbau-Absichtserklärung bleibt, sondern auch rasch die Mittelbereitstellung für die Umsetzung folgt«, betont der Bürgermeister der Stadt Schloß Holte-Stukenbrock.
Michael Berens erinnerte erneut daran, dass die beiden wirtschaftsstarken Kommunen im Vertrauen auf den Sennebahn-Ausbau ihre »Schularbeiten gemacht« und erheblich in die Bahnhöfe und Bahnhofsbereiche investiert haben - jeweils etwa 1,3 Millionen Euro. »Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit und auch ganz wesentlich mit Landesmitteln«, meinte Berens im Hinblick auf die sinnvolle Verwendung von Steuergeldern.
Der Ausbau der Strecke brächte mehrere Vorteile, unter anderem kürzere Haltezeiten vor geschlossenen Bahnschranken, Verbesserungen an den Bahnsteigen sowie eine Zeitersparnis. Die modernen Triebwagen, die die NordWestbahn auf der Sennebahnstrecke einsetzt, könnten dann auch schon 'mal 80 bis 100 km/h fahren und müssten nicht mit nur 50 km/h unterwegs sein.

Artikel vom 21.01.2006