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Müller stemmt sich
gegen Nationalpark durch die Hintertür

Landrat erwartet klare Minister-Worte

Kreis Paderborn (WV). Landrat Manfred Müller erwartet von NRW-Umwelt- und Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg (CDU) eine klare Aussage, dass die geplante Ausweisung eines »Biosphärenparks Egge« kein Nationalpark durch die Hintertür sei. Müller berichtete dem Minister von einem anhaltenden Misstrauen der Landwirte im Paderborner Land.

»Mir liegen die Interessen der Landwirtschaft sehr am Herzen. Obwohl keine neuen Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen, darf niemand das Gefühl bekommen, er müsse auf irgendeine Art Nachteile hinnehmen. Die Sorgen und Ängste der Landwirte müssen ernst genommen werden«, appelliert Landrat Manfred Müller in einem eindringlichen Schreiben an NRW-Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg. Bereits am Rande des OWL-Tages in Düsseldorf hatte Müller in einem persönlichen Gespräch mit dem Minister deutlich gemacht, dass es erhebliche Bedenken und Vorbehalte gegen den geplanten Biosphärenpark Egge gebe und viele Landwirte das Vorhaben ablehnten.
Zur Zeit führe er Bürgerversammlungen in den betroffenen Kommunen durch und parallel dazu Gespräche mit Vertretern der Land- und Forstwirtschaft, der IHK, des Eggegebirgsvereins und den Bürgermeistern, um ein umfassendes Meinungsbild der Region einzuholen. In seinen bisherigen Gesprächen sei oft die Befürchtung geäußert worden, dass es nun doch noch einen Nationalpark durch die Hintertür geben solle. »Eine eindeutige Zusicherung Ihrerseits, dass es keinen Nationalpark geben wird, wird erwartet und würde die weitere Diskussion entschärfen«, heißt es dazu in dem Schreiben.
Die Landwirte erwarteten eindeutige Zusagen, dass keine Beschränkung der Flächennutzung, keine Einschnitte in der Tierhaltung und keine Einschränkung der betrieblichen Entwicklung mit der Ausweisung eines Biosphärenparks verbunden seien. Der Aussage, dass es keine neuen Schutzgebiete gebe, werde nicht getraut. Insgesamt müsse das unternehmerische Handeln der Landwirte auf Dauer gesichert bleiben. Zu klären sei in dieser Phase deshalb auch, ob und wie ein Biosphärenpark einen Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Agrar- und Forstwirtschaft leisten könne.
Außerdem bestehe die Sorge, dass durch die Ausweisung einer Kernzone, die mindestens drei Prozent der Gesamtfläche einnehmen müsse, die Beschaffung des örtlichen Brennholzbedarfes gefährdet sei. Diese Bedenken könnten durch die Einrichtung von zwei oder drei räumlich getrennten Kernzonen ausgeräumt werden. Beispielsweise könnten die Kernzonen in den bestehenden Naturschutzgebieten »Marschallshagen-Nonnenholz« und »Egge-Nord« auf Staatswaldflächen ausgewiesen werden.
Sollte es zu einer Ausweisung kommen, wäre es zudem sicherlich hilfreich, wenn Hauptnutzer wie Land- und Forstwirte einem später zu gründenden Beirat mit eingebunden werden könnten, so Müller. Insgesamt sei der Informationsbedarf immens. Durch die Forderung der Landesregierung, bis zum Sommer ein Votum abzugeben, fühlten sich die Menschen im Kreis Paderborn in ihrer Entscheidungsfindung unter Druck gesetzt. Deshalb fordert Müller abschließend in seinem Schreiben, einen offenen Dialog ohne einen solchen Zeitdruck zu führen.

Artikel vom 21.01.2006