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Zwiegespräche der
psychologischen Art

MARTa: Asta Gröting zeigt Bauchredner-Videos

Von Ruth Matthes (Text)
und Jörn Hannemann (Fotos)
Bünde/Herford (BZ). Das Image der Bauchredner ist nicht gerade das beste. Sie stehen für leichte Unterhaltung,Ê nicht für ernsthafte Kultur. Gerade die Unverbrauchtheit dieser Ausdrucksform in der modernen Kunst hat Asta Gröting gereizt, sie für ihre Videos über die innere Stimme des Menschen zu nutzen. Von Samstag, 21. Januar, 16 Uhr, an sind 14 ihrer Arbeiten im MARTa zu sehen.

Daneben zeigt MARTa-Direktor Jan Hoet von Samstag bis 5. März im Lippoldbau eine Fotoausstellung mit Arbeiten von Letizia Battaglia, »Passione, Giustizia, Libertà« (Leidenschaft, Gerechtigkeit, Freiheit), und eine weitere im Forum: »Fotografie als Bild«.
»Es war sehr mutig von Asta Gröting, ausgerechnet Bauchredner ins Zentrum ihrer Arbeiten zu stellen, doch ihre Aussage konnte sie damit hervorragend herausarbeiten und der internationale Erfolg gab ihr Recht«, erklärt Hoet, der in Herford ihre erste große Video-Retrospektive zeigt.
Wie die Künstlerin erzählt, habe sie sich als Bildhauerin mit dem Thema innere Organe beschäftigt, mit dem, was den Körper physisch antreibt, als sie an den Punkt gekommen sei, auch die Seele darstellen zu wollen. Als Möglichkeit, die innere Stimme als Ausdruck der wahren Gefühle wiederzugeben, entdeckte sie die Bauchrednerei. Sie schuf eine Puppe und schrieb Dialoge, die sie dann mit berühmten Bauchrednern, meist aus dem angelsächsischen Raum, einstudierte und filmen ließ. Da spricht unter anderem ein pubertierendes Mädchen mit seinem inneren Ich über die Liebe, eine vornehme Britin redet (erziehungsbedingt) konsequent an ihrer inneren Stimme vorbei und ein Indianer grübelt über sein mangelndes Selbstbewusstsein nach.
Asta Gröting, die nach der Geburt vier Jahre in Herford lebte, freut sich, in ihrer Heimatstadt und in Gehrys Räumen ausstellen zu können. Sie eigneten sich mit ihren organischen Formen sehr gut für die Darstellung ihrer Arbeiten. Ganz einfach dürfte es jedoch -Êzumindest bei größerem Andrang - nicht werden, den Zwiegesprächen zu lauschen, sind sie doch nur exakt zwischen den Lautsprechern gut zu verstehen. Auch des Englischen sollte der Besucher mächtig sein. Eine deutsche Übersetzung gibt es nur im Katalog. Doch Asta Gröting versichert, die Dialoge seien einfach gehalten und wirkten auch als Bilder.
Weniger Sprachbegabten bleiben acht weitere Videos, die existenzielle Probleme thematisieren. Da ist eine Frau, die sich den Ast absägt, der sie trägt, der Schlittschuhläufer, der aus dem Gleichgewicht gerät, oder der Mensch, der zum Schatten seiner selbst wird.

Artikel vom 21.01.2006