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Theater entsetzt über das
angedrohte Mieter-Ende

Kammerspiele wollen über Alternativen nachdenken

Von Manfred Stienecke
Paderborn (WV). Mit Unverständnis haben die Westfälischen Kammerspiele die Andeutung des Volksbank-Vorstandsvorsitzenden Dr. Ulrich Bittihn aufgenommen, das Mietverhältnis mit dem Theater zum Ende des Jahres möglicherweise auslaufen zu lassen.

Die unverhohlene Drohung sei in einem völlig ungeeigneten Augenblick ausgesprochen worden, meinte der Vorsitzende des Kammerspiel-Fördervereins, Dr. Karl Hospes, gestern in der Neujahrs-Matinee im Theater am Rathaus. »Wenn Herr Bittihn dieses Menetekel an die Wald malt, dann müssen wir uns jetzt Alternativstandorte erarbeiten.« Trotzdem halte man aber den Kötterhagen weiterhin für den optimalen Theaterstandort. »Das Theater in Paderborn ist nicht am Ende, wenn es keine Spielstätte mehr hat!«, sicherte Hospes den Kammerspielen jede erdenkliche Unterstützung des treuen Publikums zu.
Das Ensemble habe die Kündigungs-Androhung Bittihns vom vorletzten Wochenende mit Erstaunen und Verbitterung, ja teilweise mit Wut aufgenommen, berichtete Kammerspiel-Intendantin Dr. Merula Steinhardt-Unseld. »Wir hoffen, dass da noch nicht das letzte Wort gesprochen worden ist.« Sie selbst sei zuversichtlich, dass an dem gefassten Beschluss zum Theaterneubau auf dem Grundstück der Volksbank nicht gerüttelt werde.
Für den Vermieter beeilte sich Volksbank-Sprecher Martin Wolf darauf hin, abweichend vom Matinee-Programm spontan das Wort zu ergreifen. Auch der Volksbank sei daran gelegen, dass die Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Theater fortgesetzt und der Theaterneubau am Kötterhagen realisiert werde, betonte er. Nicht anders sei auch die Äußerung des Vorstandsvorsitzenden gemeint gewesen. »Wir wollen Rückenwind, nicht Gegenwind für die Kammerspiele!«, versicherte Wolf.
Die Stadt Paderborn hatte vor fünf Jahren bereits im Vertrauen auf eine zügige Realisierung des Neubaus den langfristigen Mietvertrag über das jetzige Theaterdomizil im Hause der Volksbank zum Sommer 2006 gekündigt. Die Volksbank hatte zugesagt, das Mietverhältnis stillschweigend bis zur Bezugsfertigkeit - geplant war ursprünglich der Herbst 2007 - weiterlaufen zu lassen.

Artikel vom 23.01.2006