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Das Frauenhaus Paderborn
kämpft um die vierte Stelle

Wegen Platzmangels müssen Frauen abgewiesen werden

Von Karl Pickhardt (Text und Foto)
Paderborn (WV). »Wenn morgens eine Frau auszieht, ist ihr Zimmer mittags schon wieder belegt«.

So beschreibt Mitarbeiterin Antje Erdmann (39) vom Paderborner Frauenhaus die wachsende Nachfrage von in Not geratenen Frauen und Kindern, die in Paderborn der Gewalt ihrer Männer entfliehen wollen und eine Zuflucht suchen. Das Frauenhaus mit neun Plätzen und 24 Betten für Frauen und ihre Kinder ist offenbar viel zu klein: So mussten im Vorjahr wegen Platzmangels mehr Hilfe suchende Frauen abgewiesen als aufgenommen werden konnten. 46 Frauen und 39 Kinder fanden eine Zuflucht, für 56 Frauen blieb die Tür mangels Plätze zu.
Ausgerechnet in dieser Situation, so Mitarbeiterin Christa Koch (46), habe die neue Landesregierung die Zuschüsse für Personalkosten um drastische 30 Prozent gekürzt. Für das Frauenhaus in Paderborn, das im Vorjahr auf 25-jähriges Bestehen zurückblickte, sei damit eine Stelle verloren. Zuletzt teilten sich in Paderborn fünf Mitarbeiterinnen in Teilzeit vier Stellen. Der Verlust einer Stelle wirke sich unmittelbar auf Hilfe suchende, misshandelte Frauen und deren Kinder auf.
Am Wochenende zogen Mitarbeiterinnen des Frauenhauses in der Paderborner Innenstadt auf die Straße, um im strömenden Regen für die Einrichtung zu sammeln und auf Flugblättern auf die Sorgen hinzuweisen. Die Aktion wurde von der Diakonie, dem Sozialdienst katholischer Frauen, der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, der Demokratischen Initiative, der Freien Bürger Initiative, den Grünen und einigen SPD-Politikern unterstützt. Die CDU hatte eine Teilnahme abgesagt.

Artikel vom 23.01.2006