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Von Rüdiger Kache

Paderborner
Perspektiven

Suche nach dem Gleichtakt


Unser Bürgermeister hat's wahrlich nicht leicht: Überall »Brandstifter« am Werk und züngelnde Flammen - und nur ein Benzinkanister zum Löschen. Doch auch wenn Heinz Paus ganz sicher nicht die alleinige Verantwortung an der gesamten Misere der verfahrenen Bauvorhaben und -genehmigungen trägt: Durch das fast schon fahrlässige Verstreuen von Streichhölzern bei gleichzeitiger Verwendung von Brandbeschleunigern hat er viel beigetragen zur hochexplosiven Stimmung in Politik, Wirtschaft und Bürgerschaft. Heinz Paus hat die Wünsche der Unternehmer nur zu gern zur Chefsache im Rathaus erklärt, Tempo gemacht - und wird nach Pleiten, Pech und Pannen jetzt auch von denen gescholten, die ihn zum Gasgeben genötigt haben.
So geschehen bei der jüngsten Sitzung des Beirates der Imagekampagne »Paderborn überzeugt«. Da setzte es gerade von der Seite saftige Watschen, für die sich Paus immer so vehement ins Zeug gelegt hat: die Unternehmer und Sponsoren der Imagekampagne. Die warfen ihm nicht nur kontraproduktives Verhalten dadurch vor, dass Paderborn durch in den Sand gesetzte, per Gericht blockierte oder aus Brüssel gerügte Millionenprojekte bundesweit negative Schlagzeilen gemacht hat. Jetzt wolle sich die Stadt sogar aus der Verantwortung für die zugesagte Mitfinanzierung der Kampagne stehlen: Statt der von der Wirtschaft und der Kommune aufgebrachten jährlich jeweils 250 000 Euro wurde dem Gremium ohne Vorwarnung offenbart, dass die Stadt nur noch 98 000 Euro beisteuern wolle.
Einer der Gründe dafür war, dass im vergangenen Jahr nicht alle Mittel aufgebraucht worden waren für die Stadtwerbung. Doch hätte man auch im Rathaus wissen müssen, dass nach der ganz offensichtlich gelungenen ersten Phase der Image-Werbung in und um Paderborn nun der größere (und teurere Brocken) bevorsteht: Paderborn bundesweit nachhaltig bekannt zu machen. Der heimische Fußball-Zweitligist SCP ist dabei schon ein ganz wichtiger Imageträger, dem nun weitere griffige Werbekonzepte an die Seite gestellt werden müssen, um ein Positiv-Bild Paderborns zu vermitteln
Der Stadtrat muss die Mittelkürzung zurücknehmen und sich vertragskonform verhalten. Gerade auch, weil das Wort des Bürgermeisters gegenüber den Chefs der heimischen Großunternehmen gilt. Wenn man jetzt an der falschen Stelle spart, ist das ebenso, als ob man vom Arzt teure und gute Medikamente verschrieben bekommt und sie absetzt, wenn man sich nur schon ein bisschen besser fühlt. Die Folge: Die alte Krankheit bricht wieder auf. Das aber wollen sich die heimischen Unternehmer nicht bieten lassen, die ganz deutlich gemacht haben, dass sie aus dem Konzept aussteigen, wenn die Stadt nicht mitzieht. Soll heißen: Nicht nur für 2006 müssen 250 000 Euro aus dem Stadtsäckel fließen, sondern auch in den beiden Folgejahren. Geht die Imagekampagne in die Hose, ist der Flurschaden immens und das Vertrauen futsch.
Es ist auch schwer zu vermitteln, dass 100 Millionen Euro aus dem Stadtwerkeverkauf in diverse Projekte fließen sollen, gleichzeitig aber einer der wichtigsten Standortfaktoren - das gute Image - vernachlässigt wird, weil es eben Geld kostet.
Die CDU bleibt derweil in Deckung, lässt ihren Bürgermeister strampeln. Bei der Gelegenheit sollte sich auch die SPD fragen lassen, wo sie sich in der Verantwortung für die gesamte Stadt und nicht nur für einzelne Gruppen sieht. Immer nur Meckern und Blockieren, wo doch Visionen und Ideen gefragt sind, ist ein Zeichen von Schwäche, die der Wähler erkannt und bereits abgestraft hat. Wenn es die Großen in Berlin sogar geschafft haben, sich zusammen zu raufen, wäre es sicher auch ein wichtiges Signal für die Bürger, endlich gute Kompromisse auszuloten. Das Tänzchen der Fraktionsvorsitzenden mit dem Bürgermeister beim Sportlerball hat zumindest gezeigt, dass man sich durchaus im gleichen Takt bewegen kann.

Artikel vom 21.01.2006