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Theater im Klassenzimmer

Gymnasium: Fünftklässler erleben pädagogischen Überraschungseffekt

Verl (WB). »Schattenkrieger«: Unter diesem Titel erlebten die 5. Klassen des Gymnasiums Verl jetzt »Mobiles Theater im Klassenzimmer«. Das Theaterstück behandelte die Themenbereiche Ausgrenzung, Mobbing, Selbstfindung und Selbstbehauptung.

»Theater für das Klassenzimmer inszeniert, zu einem Thema, das die Schülerinnen und Schüler betrifft und angeht, für das wir sie gerne sensibilisieren wollen, um der Gefahr der Ausgrenzung oder auch Gewalt so weit wie möglich vorzubeugen - das hielten wir im Erprobungsstufenteam für eine gute Idee«, erläutert Gisela Dreismann, Leiterin der Erprobungsstufe.
Das »Pisak Theater« aus Bielefeld verzauberte die Schülerinnen und Schüler für eine Unterrichtsstunde mit dem Theaterstück »Schattenkrieger«, das in der Nachbereitung zum Weiterdenken und -fühlen anregte. Die Mädchen und Jungen der 5. Klassen wussten, dass es in nächster Zeit ein Theaterstück zum Thema »Ausgrenzung - Mobbing« geben würde, kannten den genauen Zeitpunkt aber nicht. So platzten nacheinander zwei Schauspieler, nämlich Phan und Mob, in die Klasse. Dieser pädagogische Überraschungseffekt sei ganz wichtig, um die Schülerinnen und Schüler die Poesie von erfundenen Geschichten erleben zu lassen, so Dirk Wittke vom »Pisak Theater«. »Ich wusste gar nicht, was eigentlich los war, als dieses ängstliche Mädchen in die Klasse kam«, sagte Felix, ein Schüler aus der 5a. Der Klassenlehrer trat unauffällig in den Hintergrund und nahm eine Beobachterrolle ein. Eine Klassenlehrerin der 5. Klasse beschreibt ihren Eindruck so: »Das war für mich sehr interessant, denn ich erlebte die Schülerinnen betroffen, Phan beschützend oder auch überlegen lachend so wie Mob. Das zeigte mir ganz deutlich, dass dieses Stück nicht die eindeutig Bösen oder die nur Schwachen aufzeigt. Es bietet Raum zur Identifikation für die Schülerinnen und Schüler. Nur so können sie eigenes Verhalten reflektieren und verändern.«
Phan ist ein Mädchen, das allein und ohne Freunde ist. Sie wird von Mob und seiner Gang gemobbt. Sie denkt sich deshalb als Schutz und Flucht Phantasiegeschichten aus, die ihr noch mehr den Ruf einer »Spinnerin« einbringen. Mob dagegen ist der coole, überlegene Typ, der hinter seinen lockeren Sprüchen die Angst verbirgt, allein dazustehen, wenn er sich nicht auf die Seite der Starken stellt. Das Theaterstück lässt ein Ende offen, so dass jede Klasse zusammen mit ihrem Klassenlehrer oder ihrer Klassenlehrerin an dem Thema weiterarbeiten kann. Für das Gymnasium Verl ist dieses Theaterstück ein wichtiger Baustein in dem Programm, Kinder stark zu machen, ihre sozialen Fähigkeiten zu entfalten und nein zu sagen zu Ausgrenzung und Gewalt.

Artikel vom 20.01.2006