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Exponate aus Warburg im Kreismuseum

»Spuren jüdischen Lebens im Paderborner Land«: seltene Thoravorhänge in der Wewelsburg

Warburg/Wewelsburg (han/vah). »Spuren jüdischen Lebens im Paderborner Land«, so lautet der Titel einer neuen Sonder- und einer Dauerausstellung im Paderborner Kreismuseum Wewelsburg. Darin sind auch fünf wertvolle und großformatige Thoravorhänge zu sehen, die der Warburger Museumsverein als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt hat.

Thoravorhänge gehörten zu den prachtvollsten Ausstattungsstücken in Synagogen. Sie schmückten den Schrein, der das Heiligste barg: die Thorarolle, das Wort Gottes.
Als einen »sensationellen Fund, der gar nicht hoch genug zu bewerten ist«, bezeichnete auch Paderborns stellvertretender Landrat Wolfgang Schmitz (MdL) das Auftauchen dieser längst verloren geglaubten Thoravorhänge aus den Synagogen in Warburg und Nieheim, die den Mittelpunkt der Schau bilden.
Bis vor einiger Zeit waren Experten davon ausgegangen, dass das gesamte Inventar der Synagogen im Hochstift bei dem Pogrom im November 1938 zerstört wurde. Die sorgfältig restaurierten Textilien, die jetzt im Kreismuseum zu sehen sind, sind dem Warburger Museumsverein aus Privatbesitz anvertraut worden. Neun Objekte wurden dem Warburger Museum von Edith Dicke aus Marsberg zur Verfügung gestellt. Sie ist die Tochter von Otto Baruch, der vor dem Zweiten Weltkrieg in Warburg eine Farbenhandlung betrieb. Aus seinem Nachlass erhielt Edith Dicke die Kult-Gegenstände.
»Es erscheint wie ein Wunder, dass diese Vorhänge erhalten geblieben sind«, freute sich Christian Holtgrewe, Vorsitzender des Warburger Museumsvereins, bei der feierlichen Eröffnung der Ausstellung. Mit dem Historischen Museum des Hochstifts Paderborn habe man einen verlässlichen und kompetenten Partner gefunden, um die Stücke der Öffentlichkeit zu präsentieren«, sagte Holtgreve.
Es sei gut, dass es neben der Dokumentation »Kult- und Terrorstätte der SS« künftig in Wewelsburg auch einen eigenen Raum für die jüdische Kultur gebe, betonte Professor Dr. Wilfried Stichmann, Vorstandsmitglied der NRW-Stiftung, die mit einer Spende von 25 000 Euro geholfen hat, den neuen Themenschwerpunkt zu schaffen.
Auch das Warburger Museum im »Stern« will von 2007 an stärker auf das jüdische Leben in Warburg eingehen. Die bereits vorhandene Ausstellung im Erdgeschoss soll dann umgebaut und erweitert werden. Einer der Thoravorhänge, die an das Wewelsburger Museum ausgeliehen sind, soll dann auch in Warburg gezeigt werden.

Artikel vom 21.01.2006