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Björn Brake, Sprecher des Fahrgastverbandes »Pro Bahn«

»Pro Bahn« wundert
sich über Diskussion

Fahrgastverband fordert mehr Einsatz für Sennebahn

Kreis Paderborn/Hövelhof (WV). »Macht mal was Gutes und renoviert den Bahnhof in Windelsbleiche« schrieben Unbekannte 1988 an das verlassene Bahnhofsgebäude im gleichnamigen Ort nahe Bielefeld. Björn Brake aus Delbrück, Sprecher des Fahrgastverbandes »Pro Bahn«, muss immer noch ein wenig schmunzeln, wenn er mit der Sennebahn an dieser Stelle vorbeikommt.

Denn das Gebäude sieht auch heute noch so aus, als hätte es mehrere Tage unter Dauerbeschuss gelegen. Aber trotzdem, es hat sich eine Menge getan in den vergangenen Jahren. Die Züge sind top, laufen auf teilweise erneuerten Gleisen und einige Bahnhöfe, wie Hövelhof oder Schloß Holte, präsentieren sich in neuem Gewand. »Oft sind die Züge so voll, dass man nur schwer einen Sitzplatz bekommt«, weiß Brake und wundert sich über die jüngsten Diskussionen rund um den Ausbau der Sennebahn. Statt einem Schaulaufen verschiedenster Politiker wünscht sich Brake Einsatz und Zusammenspiel aller, damit am Ende etwas für den Fahrgast herauskommt.
Der Fahrgastverband appelliert an die Vertreter aller politischen Ebenen, zunächst einmal in die Bahn zu steigen, um sich ein konkretes Bild zu machen. Es könne schließlich nicht sein, dass die geplanten Ausbaukosten zwischen 14,8 und 31,7 Millionen Euro schwankten, nur, weil einige nicht wissen, bis wohin eigentlich schon neue Schienen liegen. Besonders interessant findet »Pro Bahn«, dass wieder einmal eine Flughafenanbindung ins Spiel gebracht wird. »Viele fragen sich«, so der Delbrücker, »woher denn das Geld für den Weiterbau kommen soll, wenn nicht mal der Ausbau der bestehenden Linie finanziell gesichert ist.« Etliche Fahrgäste können es laut Brake zudem auch nicht mehr hören, dass seit 25 Jahren von einer »wichtigen Oberzentren-Verbindung« gesprochen wird, während die Bahn immer noch mehr als eine Stunde braucht, um diese zu verbinden. Auch über den Haltepunkt Schloß Neuhaus wird seit 15 Jahren ohne Ergebnis geredet, kritisiert Björn Brake. »Um das Ausbauprojekt zu retten, werden wohl Mittel aus anderen Maßnahmen umgeschichtet werden müssen«, vermutet »Pro Bahn«. Dass dieser nötig ist, zeigen nicht nur die Fahrzeiten der Züge. »Bahnfans pilgern auch heute noch nach Sennelager, um eine der letzten Bahnsteigsperren der Republik zu fotografieren«, weiß Brake. Dort muss der Lokführer extra aus seinem Gefährt steigen, um ein Türchen für die Reisenden zu öffnen, damit diese nicht bei Zugverkehr die Gleise passieren.
Und nicht zuletzt seien auch die Kommunen gefordert, Druck in Sachen Umfeldgestaltung zu machen und auch kleinere Einzelprojekte voranzutreiben. Damit es nicht öfter so endet wie in Windelsbleiche, wo neben dem neu geteerten Bahnsteig das Dach des alten Empfangsgebäudes zusammengebrochen ist.

Artikel vom 18.01.2006