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Weltrekord bei der Jungfernfahrt:
Ballonstart vom Dachstein-Gletscher

Kirchlengeraner Michael und Tanja Gärtner heben aus einer Höhe von 2700 Metern ab

Kirchlengern/Bünde (BZ/grot)). Im strahlenden Sonnenschein mit dem Heißluftballon über majestätische Alpengipfel schweben und dabei noch einen Weltrekord aufstellen - das ist einer Crew des Ballonteams Kirchlengern jetzt gelungen. Und das auch noch bei der Jungfernfahrt mit dem brandneuen Marktkauf-Ballon. Nicht nur ein unvergessliches Erlebnis, sondern auch harte Arbeit für den Piloten Michael Gärtner seine Frau Tanja und Carsten Tegeler. Mit im Korb der Kirchlengeraner waren zwei Kameraleute des österreichischen Senders ORF II.

War doch der Dachsteingletscher bei Rohrmoss Ort des Geschehens, für das der »Berg Bash« eine traditionsreiche Ballonwettbewerbs-Woche den Rahmen bot. Insgesamt zehn Ballonteams aus mehreren europäischen Ländern hatten sich gemeldet, um gemeinsam den bestehenden Weltrekord zu knacken: Start aus einer Höhe von mehr als 2600 Meter.
Schon vor der Anreise hatte sich die Crew um die Piloten Carlo Coors und Michael Gärtner intensiv mit den Wetteraussichten beschäftigt. Die schienen günstig: Pünktlich zu Beginn der Ballonwoche hörte es in der Dachstein-Tauern-Region auf zu schneien und die Sonne kam heraus. Am Starttag sollte der Wind nach den Voraussagen der Meteorologen aus östlichen Richtungen kommen. Dann hätten sich die Turbulenzen auf dem Gletscher in einem vertretbaren Rahmen gehalten. Es sollte anders kommen...
In den Nachmittagsstunden, am Vortag des Startes, brachten die Teams ihre Ausrüstung auf Transportanhängern zur Talstation der Dachstein-Bahn auf 1700 Meter Höhe. Körbe, Brenner, Gasflaschen, Hüllen und Aufrüstgebläse wurden in die Gondeln verladen. In gerade einmal sechs Minuten überwindet die Dachstein-Bahn 1000 Höhenmeter, ohne einen einzigen Stützpfeiler. Da kamen mulmige Gefühle auf, in ihren Ballonkörben hätten sich die Teilnehmer wohler gefühlt.
Mit Pistenraupen und Schneemobilen ging die Fahrt weiter zum einige hundert Meter gelegenen Schneefeld. Nach vier Stunden war die Arbeit getan.
Das Ballonteam Kirchlengern verbrachte im Tal eine unruhige Nacht. Mit der restlichen Ausrüstung (Sauerstoffflaschen- und masken, Funk- und GPS-Geräte) ging es sehr früh zum Startplatz. In der Nacht hatte es sich stark abgekühlt. Würde der Gasdruck in den Flaschen hoch genug sein, damit die Brenner einwandfrei arbeiteten Der Wind war böig geworden und kam jetzt aus Südost. In dünner Luft begannen die Startvorbereitung. Beim Rausziehen der Ballonhüllen sackten die Luftfahrer bis zur Hüfte in den Tiefschnee. Endlich konnten die Kirchlengeraner starten.
»Unvergesslich«, schwärmt das Team noch immer. Zügig stieg der Ballon auf, um den Verwirbelungen am Boden zu entkommen. er Korb fuhr direkt über das Gipfelkreuz des Dachsteins hinweg, dann fiel das Massiv unter dem Korb ab. Hinauf ging es bis auf 3700 Meter Höhe, ein Kilometer über den Gipfeln bot sich eine Sicht von mehr als 100 Kilometern.
Nach mehr als zwei Stunden Fahrt hatte der Ballon eine Strecke von mehr als 30 Kilometern zurück gelegt und landete schließlich sanft auf einem Weg in Möserberg im Lammertal.
Hier nahm Carlo Coors, der dem Ballon mit dem Wagen gefolgt war, das Team auf. Der Weltrekord war geknackt, die Eintragung ins Guiness-Buch der Rekorde ist bereits beantragt worden.

Artikel vom 18.01.2006