18.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Disqualifiziert: Lehrer
spekulierten als Schüler

Gymnasium sorgt für Premiere beim Planspiel Börse

Schloß Holte-Stukenbrock (ms). Gewonnen! Beim Börsenspiel der Schulen belegt das Team des Gymnasiums Schloß Holte-Stukenbrock den ersten Platz im Geschäftsbereich der Kreissparkasse Wiedenbrück. Doch halt! Das Gymnasium ist disqualifiziert worden - denn nicht Schüler, sondern die Lehrer Dieter Schäfer und Antje Volbert spielten aus Schülerperspektive.

»Wir haben uns außer Konkurrenz gesehen und hoffen, den Schülern nicht den Spaß genommen zu haben. Als wir merkten, dass wir ganz gut abschneiden, wollten wir aussteigen. Wenn man mal Vermögen gemacht hat, ist es aber schwer, es wieder los zu werden, merkten wir dann«, berichtet der Vorsitzende der Fachkonferenz Sozialwissenschaften und Politik, Dieter Schäfer, und seine Stellvertreterin Antje Volbert. Eben weil sie diese Funktionen innehaben, wollten sie das Planspiel Börse des Westfälisch-Lippischen Sparkassen- und Giroverbandes testen, um zu sehen, wie es grundsätzlich funktioniert. Und um festzustellen, wie es in den Unterricht eingebunden werden kann.
In der Jahrgangsstufe 10 sind ökonomische Zusammenhänge und der Markt Thema. Und nirgendwo ist der Markt direkter und idealtypischer als an der Börse. Da das Gymnasium, das sich im Aufbau befindet und erst dieses Jahr mit der Jahrgangsstufe 11 startet, noch nie am Planspiel teilgenommen hat, wollten die beiden Lehrer das Spiel auf seine Unterrichtstauglichkeit prüfen. Und zwar aus Schülersicht. »Schüler neigen dazu, mit Versuch und Irrtum zu spielen. Wir haben simuliert, dass Schüler langsam vorgehen und auf den letzten Drücker kaufen oder verkaufen«, berichten Schäfer und Volbert. So haben die Lehrer einem langfristigen Papier den Vorzug vor Exoten gegeben, um zu sehen, ob sie erfolgreicher als die »Hopper« sein können. So stürzten sich die Lehrer auf bekannte Aktien wie die von Puma und Nokia. »Geld horten geht nicht - man muss investieren.« Die Lehrer wollten wissen, wo sie etwas aufgreifen, erklären oder wo sie helfen müssen - wenn denn Schüler dieses Jahr das erste Mal das Spiel spielen. Ihre Erfahrungen wollen sie auswerten und anderen Lehrern zur Verfügung stellen.
Unter dem Namen »Börsenhaie« hätten die beiden Lehrer den ersten Platz im Geschäftsbezirk der Kreissparkasse Wiedenbrück und den 7. Platz auf Verbandsebene (Westfalen-Lippe) gemacht - wären sie Schüler gewesen. Dass sich Lehrer ins Spiel einloggen, ist das erste Mal passiert, berichtete gestern die Zukunftsmarktbetreuerin der Sparkasse, Anja Westerbarkei. Aber auch Lehrer können mitspielen - und hätten die beiden als Lehrer gespielt, hätten sie den dritten Platz erreicht, denn aus 50 000 Euro haben sie knapp 60 000 Euro gemacht. »Vielleicht ist das für die Schüler wichtig, dass sie qualifizierte Lehrer haben«, lacht Schäfer. Die Lehrer haben Anja Westerbarkei informiert, als es absehbar wurde, dass sie gut abschneiden, und sich disqualifizieren lassen. Ab September werden »echte« Schüler des Gymnasiums mitspielen. Beim Planspiel 2005 haben 3719 Schülerteams mit mehr als 30 000 Teilnehmern mitgemacht.

Artikel vom 18.01.2006