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Heute bleiben
Praxen dicht

Ärzte aus OWL protestieren in Berlin

Steinhagen (WB/mel). Fast alle Praxen im Altkreis Halle bleiben heute geschlossen. Sie folgen damit dem bundesweiten Aufruf, mit dieser Maßnahme gegen die drohenden Gesetzesänderungen zu protestieren und auf die dadurch befürchteten Praxisschließungen hinzuweisen.

Die Versorgung der Patienten bleibt trotzdem gewährleistet. Zum einen gibt es im allgemeinmedizinischen Bereich Praxen, die die Notfallversorgung übernehmen. In Steinhagen ist das Dr. Reinhard Paul Knabe, in Halle Dr. Udo Dröge. Bekannt gegeben werden sie durch Aushänge und Bandansagen in den Praxen und über den zentralen Notruf % 1 92 92. Die Fachärzte organisieren zum anderen ihre Vertretungen selbst.
Grund für den Streik: Die Behandlung von Kassenpatienten ist für viele Arztpraxen nicht mehr kostendeckend, die Behandlung als Kassenpatient kann laut der Ärzte nur durch die höhere Vergütung bei Privatpatienten aufrecht erhalten werden. Diese seit Jahren nicht mehr angehobene Privatvergütung solle nun noch abgesenkt werden, so dass eine wirtschaftliche Praxisführung nicht mehr möglich sei. Mehr als 200 Ärzte und Mitarbeiter nehmen deshalb in Berlin an den zentralen Kundgebungen zu diesem Aktionstag teil.
Bundesweit sind derzeit rund 30 000 der insgesamt 96 000 Arztpraxen von einer Schließung oder sogar der Insolvenz bedroht. Um der Insolvenz zuvorzukommen, berichtet die Kassenärztliche Vereinigung (KBV), würden viele Ärzte ihre Praxen vorher schließen und die Mitarbeiter entlassen. Auch bei Zahnärzten sollen demzufolge die Insolvenzen steigen. Mit 82 Praxispleiten in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres sei das vergleichbare Vorjahresergebnis bereits übertroffen worden. Im gesamten Vorjahr haben 69 Dentalmediziner ihre Praxen schließen müssen.
Immer mehr unzufriedene Ärzte wandern ins Ausland ab. Derzeit arbeiten rund 12 200 deutsche Mediziner jenseits der Grenzen. Die KBV geht davon aus, dass sowohl Krankenhaus- als auch niedergelassene Ärzte vermehrt Deutschland den Rücken kehren werden. Die Ursachen dafür seien die im Ausland attraktivere Honorierung sowie die besseren Arbeitszeiten.

Artikel vom 18.01.2006