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Auch Stadtgalerie
mit Kostbarkeiten

Skizze des Barockmeisters Bernini

Paderborn (WV). Auch in der Städtischen Galerie am Abdinghof, der dritten Abteilung der großen Canossa-Ausstellung neben den Museen in der Kaiserpfalz und am Dom, werden in diesem Sommer einige hochkarätige und eindrucksvolle Exponate präsentiert.

Dieser Teil der Ausstellung, erarbeitet von der Stadt in Zusammenarbeit mit Historikern der Universität Paderborn, widmet sich der Rezeptionsgeschichte Canossas in Form einer Zeitreise vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Den Verantwortlichen gelang es jetzt, eine Skizze zum Grabmal der Mathilde von Tuszien (1046-1115) von Gian Lorenzo Bernini (1598-1680), einem der größten italienischen Barockmeister, aus der Sammlung des Königlichen Museums in Brüssel für die Dauer der Ausstellung (21. Juli bis 5. November) nach Paderborn auszuleihen.
1633 ließ Papst Urban VIII. (1623-1644) die Gebeine der Markgräfin vom Benediktinerkloster San Benedetto in Polirone nach Rom in den Petersdom überführen und beauftragte noch im selben Jahr Bernini mit der Gestaltung und Ausführung ihres Grabmales (1644 vollendet). Die Ausstattung der Peterskirche war eine Hauptaufgabe dieser Zeit, die insbesondere unter Urban VIII. und durch Bernini ihre bis heute prägende Gestalt erhalten sollte.
Die Markgräfin Mathilde war eine mächtige Herrscherin im Italien des 11. und anfänglichen 12. Jahrhunderts. Von einer tiefen Frömmigkeit ausgezeichnet, unterstützte sie die Kirchenreform des 11. Jahrhunderts. In den machtpolitischen Auseinandersetzungen zwischen dem Kaiser- und Papsttum des 11. Jahrhunderts, die im sogenannten Investiturstreit Ausdruck fanden, war sie Vermittlerin zwischen dem salischen König Heinrich IV. und Papst Gregor VII. auf ihrer Stammburg in Canossa.
Das Grabmal der Markgräfin Mathilde war das siebte Grabmonument der neuen Peterskirche, das sich in die Grabmalsausstattung der neuen Peterskirche einreihte. Zugleich stellte es das erste Grabmal einer weltlichen Herrscherin dar.
Der Ausstellungsteil in den Räumen der Stadt verdeutlicht durch einen spannungsreichen Wechsel von Inszenierung und ausgewählten Exponaten die Instrumentalisierung des mittelalterlichen Ereignisses in Canossa.

Artikel vom 18.01.2006