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Gegen Kippen und Kaugummi

800 Farbplakate leisten »Seelenmassage« im Einsatz an der Ekelfront

Von Karl Pickhardt (Text und Foto)
Paderborn (WV). Im Kampf gegen Kippen, Kot und Kaugummi setzt Paderborn auf »Seelenmassage« durch aggressive Farbplakate in Schulen und an öffentlichen Laternen. Die Plakate halten jenen Schmutzfinken den Spiegel vor, die mit Zigarettenkippen, Hundekot, Kaugummi oder anderem Abfall die Innenstadt verdrecken.

Peter Maul kommt fast die Galle hoch, wenn nur wenige Meter vor einem Abfalleimer ein zusammengeknülltes Papiertaschentuch liegt oder ein ausgelutschtes Kaugummi unter der Sohle klebt. Ganz zu schweigen von einem widerlichen Tritt in einen Hundehaufen. Der 66-jährige Vorsitzende des »Vereins zur Förderung der kommunalen Kriminalprävention in Paderborn« startet jetzt zusammen mit der Paderborner Werbegemeinschaft, dem Ordnungsamt und dem Abfallentsorgungs- und Stadtreinigungsbetrieb (ASP) einen Plakat-Feldzug gegen Ekel-Flegel, denen offenbar der Zweck von mehr als 1400 öffentlichen Papierkörbe im Paderborner Stadtgebiet nicht einleuchten mag.
»Machen Sie das zu Hause auch?« provoziert ein Plakat, auf dem Zigarettenkippen den Boden verunstalten. »Sieht Ihr Wohnzimmer auch so was«, fragt ein weiteres Poster, das Verpackungsmüll auf dem kostbaren Innenstadt-Pflaster zeigt. »Unsere Plakataktion ist ein Baustein, um unsere Stadt etwas sauberer und ordentlicher zu machen«, setzt Peter Maul auf eine höhere Sensibilisierung. Viele der 800 Farbplakate hängen demnächst auch in Schulen und Berufskollegs.
Der Kampf gegen den Straßenschmutz belastet die Müllgebühren. So wendet der ASP nach Worten seines Leiters Reinhard Nolte jährlich 2,4 Millionen Euro allein für die Straßenreinigung auf. Diesen Preis zahlen alle Bürger über die Müllgebühr. Satte 100 000 Euro und eine ganze Woche Arbeit sind fällig, um mal wieder die Fußgängerzone vom ausgespuckten Kaugummi zu befreien.
Ordnungsamtsleiter Udo Olschweski kündigte für das Frühjahr besonders scharfe Kontrollen im Umfeld von Spielplätzen an. Dort müssen sich Hundehalter, die ihre Vierbeiner das »große Geschäft« ohne anschließende Reinigung erlauben, nicht nur unbequeme Fragen gefallen lassen. Ihnen droht zudem ein Bußgeld von 25 Euro für jeden Hundehaufen.
Auch das achtlose Wegwerfen einer Zigarettenkippe oder eines Kaugummis kann in Paderborn geahndet werden: Zehn Euro zahlen erwischte Umweltsünder. Vor vier oder fünf Jahren wurden monatlich noch 20 bis 25 Verstöße in Paderborn geahndet. Jetzt sind es monatlich allenfalls noch zehn Fälle: Der ständige Auftritt der »Blauhemden« des Büros für Ordnung, Schutz und Sicherheit (BOSS) zeigt augenscheinlich Wirkung.
Die Stadt Paderborn hat unter Ruf 05251/881 710 eine »Dreck-weg-Hotline« eingerichtet. »Wir sollten alle mitmachen und für eine schöne Stadt sorgen«, unterstützt Vorsitzender Klaus Bruns von der Werbegemeinschaft Paderborn die Plakataktion.

Artikel vom 18.01.2006