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Die Hausarzt-Praxen
sind heute geschlossen

Wut auf Gesundheitspolitik - Notdienst eingerichtet

Von Jürgen Vahle
Altkreis Warburg (WB). Die Patienten im Altkreis Warburg werden heute bei ihren Hausärzten vor verschlossenen Türen stehen. Die heimischen Mediziner beteiligen sich an dem bundesweiten Protest gegen eine ihrer Meinung nach »einseitige Gesundheitspolitik«. In Warburg, Borgentreich und Willebadessen wurden Notdienste eingerichtet. Die Zahnärzte beteiligen sich wohl nicht.

Die Ärzte protestieren damit gegen »Rationalisierung, Reglementierung und einen Versorgungsnotstand«, heißt es in einer Stellungnahme des Warburger Ärztevereins.
Konkreter Anlass für den Protest ist nach Informationen des Vorsitzenden Martin Becker der erste gesundheitspolitische Beschluss der schwarz-roten Bundesregierung. In dem neuen Arzneimittel-Wirtschaftlichkeitsgesetz sei vorgesehen, Ärzte mit Honorareinbußen zu bestrafen, die überdurchschnittlich viele oder teure Medikamente verschreiben. »Es werden Ärzte belohnt, die ihren Patienten notwendige Leistungen im Medikamentenbereich vorenthalten«, befürchtet auch die Ärzteschaft in Warburg.
Dabei sei die Situation vieler Haus-, Fach- und Klinikärzte ohnehin angespannt. »Viele Praxen stehen nach drei Jahrzehnten der Kostendämpfungspolitik vor dem Aus«, heißt es in der Mitteilung des Warburger Ärztevereins. Notwendige moderne Geräte für Diagnostik und Therapie könnten nicht mehr erwirtschaftet werden. Auch die Arbeitsbedingungen an den Kliniken seien nicht mehr hinnehmbar. Unbezahlte Mehrarbeit an den Krankenhäusern und gedrückte Budgets der niedergelassenen Mediziner sorgten bereits heute dafür, dass ein Drittel der erbrachten Leistungen von den Kassen nicht mehr honoriert würden, berichtet Martin Becker, der Oberarzt am Warburger St. Petri-Hospital ist.
Auf dieser Grundlage sei in Zukunft ein Ärztemangel zu befürchten. Immer mehr Absolventen des Medizinstudiums gingen schon heute ins Ausland oder ergriffen andere Berufe.
Die Warburger Ärzte fordern gemeinsam mit ihren Kollegen in ganz Deutschland eine grundlegende Reform des Gesundheitswesens mit einer Aufteilung in Grund- und Wahlleistungen.
An der Ärzte-Demonstration vor dem Bundesgesundheitsministerium in Berlin werden heute mehr als 5000 Mediziner aus 40 Ärzte-Verbänden teilnehmen. Auch aus dem Kreis Höxter werden einzelne Kollegen in die Hauptstadt fahren. Damit die medizinische Versorgung trotz des Protestes aufrecht erhalten wird, ist folgender Notdienst eingerichtet worden.
In Warburg sind neben dem St. Petri-Hospital (hier die Ambulanz) auch die chirurgische Praxis von Frau Dr. Wöhler (Telefon 05641/746504) sowie die Praxis Dr. Hoffmann (Telefon 05641/2494) für die Patienten anderer Hausärzte da. Für Borgentreich versorgt Dr. Häberle in Körbecke (Telefon 05643/8772) die Patienten, in Willebadessen hat Frau Dr. Schmitz (Telefon 05646/943770) Notdienst.

Artikel vom 18.01.2006