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Rückkehr in den alten Beruf

Schäfer Josef Besner ziert Titelblatt des Marseille-Kliniken-Kalenders

Von Heinz-Peter Manuel
Büren (WV). Josef Besner ist 73 Jahre alt. Seinen Lebensabend verbringt er im Senioren-Wohnpark in Büren. Bevor er in das Heim an der Neustraße zog, hat er ein hartes Arbeitsleben hinter sich gebracht - wie viele andere Senioren, die in den unterschiedlichen Einrichtungen der Marseille-Kliniken AG in der Bundesrepublik leben.

Und eben die früheren Berufe der Bewohner sind es, die den Fotografen Michael Hagedorn interessierten. »Besonders ältere Menschen sind es, die bewegende, spannende und heitere Geschichten aus dem Leben zu erzählen wissen«, sagt er. »Und wenn man etwas Zeit mitbringt, dann erkennt man, dass sich diese Lebensgeschichten in fazinierenden Gesichtern widerspiegeln.« Unter dem Titel »Mit Leib und Seele« hat Hagedorn seinen inzwischen sechsten Kalender für die Marseille-Gruppe fotografiert.
Nachdem ihm ein Jahr zuvor 13 »Modelle« von ihren geheimen Träumen erzählt haben, sind es nun wieder 13 Bewohner der Seniorenheime, mit denen Hagedorn einen kurzen Ausflug in ihre ehemalige Berufswelt unternommen hat. »Der Eintritt in eine unbekannte Welt teilweise nicht mehr existierender Berufe war eine faszinierende Erfahrung. Die freudestrahlenden Augen der Senioren jedoch waren für mich der schönste Lohn für eine aufwendige Arbeit.«
Ein Teil dieser Arbeit war auch Josef Besner, der viele Jahre seines Lebens mit Schafen verbracht hat. Am 8. März 1932 wurde er in Bequitten in Ostpreußen geboren. Er wuchs auf einem kleinen Bauernhof mit Schweinen, Schafen und Arbeitspferden auf, den seine Eltern bewirtschafteten. In den Kriegswirren flüchtete Besner mit seiner Mutter nach Berlin. Sie allerdings überlebte die Reise nicht, starb an Typhus. Auch Josef Besner selbst kam typhus-krank in Berlin an, lebte in einem Heim für Vollwaisen.
Dort lernte er einen Pastor kennen, der von der Harth kam. Dieser Priester nahm Besner und zwei weitere Jungen mit ins Bürener Land. Im Alter von 16 Jahren fand er ein neues Zuhause bei Familie Hüpping auf der Harth. Er hatte dort vollen Familienanschluss.
Auf der Harth begann Josef Besner auch als Schäfer zu arbeiten. Bis er etwa 60 Jahre alt war, hütete er die Schafe. Mit bis zu 400 Tieren zog er durchs Bürener Land. Viele Jahrzehnte weidete er seine Schwarzkopfschafe auf den saftigen Wiesen. Tag und Nacht verbrachte er mit den Tieren, die er hütete wie seinen Augapfel. Zweimal zog er dabei mit einem anderen Schäfer bis ins Rheinland. Zum Scheren der Schafe kam ein Scherteam. Josef Besner blieb unverheiratet.
Zusammen mit dem Fotografen kehrte Besner nun für einen Tag in sein altes Berufsleben zurück. Die Schäferei Niggemeier stellte einige Schafe zur Verfügung, die Josef Besner für die Aufnahmen - stilecht mit langem grünen Umhang, Hut und Stock - hütete.
»Sein« Bild mit der Herde ziert das Titelblatt des neuen Kalenders. Weitere sehenswerte Fotos aus den anderen Einrichtungen Marseilles geben einen Einblick in die ehemaligen Berufswelten anderer Bewohner. Interessenten können den Kalender bestellen.
www.marseille-kliniken.de

Artikel vom 18.01.2006