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Von Biedermeier bis Jugendstil

Bärbel und Karl-Heinz Wohlhaupt betreiben seit 20 Jahren Antik-Handel

Von Matthias Kleemann
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). »Leben kann man davon nicht, es ist ein reines Hobby«, sagen Bärbel und Karl-Heinz Wohlhaupt. Aber in diesen Hobby investieren die beiden inzwischen seit gut zwanzig Jahre viel Zeit und natürlich auch Geld. Die Eheleute betreiben den Antikhandel an der Römerstraße.


Dabei sind beide im Ursprung nicht vom Fach gewesen. Karl-Heinz Wohlhaupt, gelernter Elektrotechniker, war in seinem Berufsleben Außendienstmitarbeiter der Firma Varta. Erst, als seine Frau an einem Volkshochschulkurs für Bauernmalerei teilnahm, entdeckte er seine Liebe für Holz. Den Werbespruch der heimischen Möbelindustrie, der damals als Aufkleber auf vielen Autos prangte, kann er seitdem nur unterschreiben. »Holz ist wunderbar«, lautet er. Und deshalb machen auch heute noch die alten Möbel den Löwenanteil des Geschäftes aus.
Schränke aus dem Biedermeier, der Gründerzeit oder dem Jugendstil, Bärbel und Karl-Heinz Wohlhaupt können sie alle unterscheiden und haben nach all den Jahren auch ein Auge dafür, ob ein Stück echt oder gefälscht ist. Ein großer Stapel Fachbücher und viele Gespräche mit Experten waren die Voraussetzung dafür. »Viel habe ich von einem Möbelgroßhändler in Paderborn gelernt«, erzählt Karl-Heinz Wohlhaupt.
Deshalb hat er sich auch bald selbst ans Aufarbeiten der alten Stücke gewagt. »Wenn man so einen Schrank bekommt, der von außen mehrfach übermalt ist, kann man ihn öffnen und von innen die Maserung des Holzes sehen. Meistens kann man dann schon ahnen, wie er von außen aussehen wird.« Zum Abbeizen gibt Wohlhaupt die Schränke aber in einen Fachbetrieb. Dann kommt sein Part: Das Schleifen. Mehrere Durchgänge sind erforderlich, bis das Holz seine ganze Schönheit preisgibt. »Das ist jedes Mal wieder ein Erlebnis.« Im Sommer, wenn es warm ist, arbeitet Karl-Heinz Wohlhaupt dann auch gern auf der freien Fläche vor dem Geschäft, das in einem ehemaligen Stall untergebracht ist.
Auf rund 100 Quadratmetern stehen hier die alten Schätzchen dicht bei dicht. Ursprünglich diente der Stall nämlich nur als Lager, bis März 2002 hatten die Wohlhaupts noch ein Ladenlokal an der Hauptstraße in Stukenbrock. »Das hat sich zuletzt aber nicht mehr gerechnet«, sagt Bärbel Wohlhaupt. Die wirtschaftlich schwierigen Zeiten machen sich auch in dieser Branche bemerkbar. Antikes ist eben in gewisser Weise ein Luxus und dafür hat nicht jeder Geld. Außerdem meint Karl-Heinz Wohlhaupt, dass die Öffnung zum Osten hin die Preise gedrückt hat, weil von dort nach dem Mauerfall der Markt mit antiken Waren geradezu überschwemmt worden sei. Das Überangebot sei noch heute zu spüren.
Übrigens: Zum Handel sind die beiden seinerzeit durch einen puren Zufall gekommen. Ein gerade neu eröffneter Antikhandel direkt an der ehemaligen Bundesstraße in Dalbke musste aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben werden, und da schlug das Paar zu. Nach zehn Jahren mussten die Wohlhaupts diesen Standort wegen Eigenbedarfs des Vermieters räumen, um nach Stukenbrock zu gehen.
Neben den Möbeln liegt ein weiterer Schwerpunkt des Handels bei Puppen, darum kümmert sich vor allem Bärbel Wohlhaupt. Außerdem wird das Angebot ergänzt durch das typische Sortiment: Porzellan, Bücher, Gläser und Glasgeschirr, Lampen, Schmuck, Besteck, Spielzeug, Uhren, Bilderrahmen und Bilder - Ölgemälde, alte Stiche, Zeichnungen. Sowie Dekoratives: Figuren zum Beispiel. Nicht alles ist alt, aber wo Antikes nur nachempfunden wird, erfährt es der Kunde.
Dienstags und mittwochs hat er von 11 bis 17 Uhr geöffnet, samstags von 10.30 bis 13 Uhr und sonntags ist Schautag von 11 bis 17 Uhr. Auf Trödelmärkte fahren die beiden nicht, auch mit dem Online-Handel wollen sie nicht mehr anfangen. Im Laufe der Jahre haben die beiden sich einen Kundenkreis aufgebaut, der auch immer mal wieder vorbeischaut. »Die Leute kommen aus einem Umkreis von 50 Kilometer, von Beckum bis Bad Oeynhausen«, weiß Karl-Heinz Wohlhaupt. Und es sei schön zu hören, wenn der ein oder andere berichtet, dass er auch noch nach Jahren Spaß an dem Stück hat, dass er bei den Wohlhaupts erworben hat.

Artikel vom 14.01.2006