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Die Wahl der Überraschten

Lilli Schwarzkopf, Tim Black und der SCP die »Sportler des Jahres«

Von Wolfram Brucks (Fotos)
und Elmar Neumann (Text)
Paderborn (WV). So ist das im Sport: Die schönsten Erfolge sind die, die überraschend gefeiert werden dürfen, die unerwarteten. Triumphe dieser äußerst angenehmen Art wurden am Samstagabend Siebenkämpferin Lilli Schwarzkopf (22) und Basketballer Tim Black (24) zuteil. Sowohl die Paderborner Sportlerin als auch der Sportler des Jahres 2005 hatten nicht mit ihrer Wahl gerechnet.

Schwarzkopf beerbte ihre Klubkollegin Claudia Tonn, Black Squash-Ass Stefan Leifels und Zweitliga-Aufsteiger SC Paderborn 07 den Paderborner Squash-Club. »Ich bin fest davon ausgegangen, dass die Wahl auf Wakeboarderin Kirsten Leifels fallen würde. Sie hat mit Rang zwei bei den World Games Herausragendes geleistet. Immerhin ist das der bedeutendste Wettbewerb für die nicht-olympischen Sportarten«, sagte Schwarzkopf. Doch nicht die Titelträgerin von 2001 und 2003, sondern die Zweitplatzierte der U 23-EM in Erfurt stand schließlich beim 21. Paderborner Sportlerball in der ausverkauften Paderhalle im Mittelpunkt. Am 23. Dezember hatte die Ausnahmeathletin aus den Reihen des LC Paderborn von ihrem Glück erfahren, zum zweiten Mal innerhalb von vier Jahren als »Sportlerin des Jahres« geehrt zu werden. »Das war natürlich ein tolles Weihnachtsgeschenk und tut auch unserer Sportart ganz gut, denn hinter Fußball, Basketball und Squash fristen die Leichtathleten in Paderborn doch immer noch eine Art Schattendasein«, so Schwarzkopf, die gleich mehrfachen Grund zum Feiern hatte. Am Nachmittag sicherte sich die Mehrkämpferin in Dortmund einen ersten (Kugelstoßen) und drei zweite Plätze (Hochsprung, Weitsprung, 60 m Hürden) bei den Westfälischen Meisterschaften. Ein perfekter Start in ein Sportjahr, in dem Schwarzkopf erstmals die 6300 Punkte knacken will.
Punkte sind es auch, die das Leben von Tim Black dominieren. Mit 24,7 Zählern pro Partie führte der 178 Zentimeter große Spielmacher die Schröno Baskets in der vergangenen Saison zur Vizemeisterschaft. Nicht zuletzt seinen Führungsqualitäten ist es zu verdanken, dass der aktuelle Zweitliga-Spitzenreiter im kompletten Kalenderjahr 2005 lediglich eine Pflichtspielpleite kassierte - ein überragender Solist, der sich aber auch am Samstag als Teamplayer verstanden wissen wollte: »Ich bin von der Wahl völlig überrascht worden, von der großen Anerkennung überwältigt und wünschte, all meine Mitspieler wären hier, denn diese Auszeichnung ist ein Verdienst der ganzen Mannschaft. Alleine wäre ich nichts.« Blacks kongenialer Partner Steve Esterkamp war beim von WDR-Studiochef Michael Thamm moderierten Sportlerball mit von der Partie und durfte mitansehen, wie sich sein Freund beim Ehrentanz mit Lilli Schwarzkopf achtbarer schlug, als zuvor befürchtet: »Das Video von diesem Abend schicke ich meinen Eltern. Die werden sonst nicht glauben, dass ihr Sohn auf einem Ball getanzt hat. Normalerweise ist Hip Hop meine Musik und deswegen habe ich extra einen halbstündigen Crashkurs machen müssen.«
»Etwas fremd« kam sich auf der Bühne auch Trainer Pavel Dotchev vor, der den SC Paderborn 07 mit dem Aufstieg in die zweite Liga zur »Mannschaft des Jahres 2005« formte, ehe er sich unfreiwillig vom SCP verabschieden musste. Bemerkenswert langer Applaus für den Erfurter Übungsleiter indes verdeutlichte eindrucksvoll, dass die erfolgreiche Arbeit des Bulgaren längst nicht in Vergessenheit geraten ist. »Das tat richtig gut«, sagte Dotchev, der sich anschließend mit seinem Nachfolger Jos Luhukay in ein intensives Fußball-Fachgespräch vertiefte.

Artikel vom 16.01.2006