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Humorige Visite
in der Psychatrie

»LKH«-Kabarett spielte im »B 3«

Borgholzhausen (Felix). Es waren vor allem zwei entscheidende Fragen, die Pastor Hartmut Heyl und Psychologin Meike Kümmel am Freitagabend klären wollten: »Wie kommste in die Psychiatrie, und was machste dann da?«. Die Besucher bekamen ihre Antworten. Allerdings nicht im Rahmen eines Fachvortrages. Als Kabarett-Gruppe »LKH - Liebe kann heilen« nahmen die beiden Insider das ernste Thema äußerst humorvoll aufs Korn.

»Visite« - so lautet der Titel des gut einstündigen Programms, mit dem die Mitarbeiter des Niedersächsischen Landeskrankenhauses auf dem Gertrudenberg (»Eine schöne Ecke, um sonntags spazieren zu gehen«) in Osnabrück seit gut einem Jahr äußerst erfolgreich durch die Region ziehen. Zum ersten Mal standen sie nun auch diesseits der Landesgrenze damit auf der Bühne des »B3«. » Psychiatrie ist irgendwie immer noch ein Thema mit vielen Vorurteilen«, weiß Hartmut Heyl. »Wir versuchen deutlich zu machen, dass Psychiatrie nicht das Ende der Welt bedeutet. Andererseits wollen wir uns auf keinen Fall auf Kosten anderer lustig machen«.
Das wäre auch schwer möglich. Schließlich entstand das Stück im Rahmen einer Neujahrsfeier vor einem Jahr, wurde nicht nur Mitarbeitern sondern auch Patienten des LKH Osnabrück vorgestellt. »Natürlich ist es immer ein bisschen eine Gratwanderung«, pflichtet Kollegin Meike Kümmel bei. Aber: »Wenn wir nicht mehr über uns selbst lachen können, dann sind wir wirklich krank«.
Und so »referierten« die beiden Psychiatrie-Mitarbeiter vor dem Piumer Publikum in überspitzt-pointierten Beispielen über Alkohol- und Drogenmissbrauch ebenso wie über den demenzkranken Angehörigen; ließen die Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen ebenso wenig unerwähnt wie den wegen seiner Gartenzwerge zu aggressiv reagierenden Nachbarn.
Den »normalen Wahnsinn« wollen die beiden Kabarettisten, live und musikalisch auf dem E-Piano untermalt, auf die Bühne bringen. Über »die mit dem verständnisvollen Lächeln« und ihren möglichen Fehldeutungen sprachen sie ebenso wie über die Auswirkungen der Kindheitstraumata mit dem Nikolaus. Auch den hoch angesehenen Professor auf der Fachtagung, der vielleicht selber ein klitzekleines Alkoholproblem mit sich herum trägt, nahmen sie sich zur Brust. Schließlich ist es nur ein kleiner Schritt von der Forensik in die »geschlossene Gesellschaft«. Und mal ehrlich: Wo sonst kann man unter Umständen so viel »Prominenz« auf einem Fleckchen treffen?

Artikel vom 16.01.2006