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Sopran und Alt verstummen im Strothetal

Frauenchor von Germania Kohlstädt löst sich auf - Männer wollen noch weiter singen

Kohlstädt (mai). Was im vergangenen Jahr wegen des 125-jährigen Männerchorjubiläums noch einmal aufgeschoben worden war, wurde am Samstagabend Gewissheit. Die Geschichte des Frauenchores Germania Kohlstädt ist nun, nach 60 Jahren, beendet. Auch wenn sich diese Entwicklung schon seit zwei Jahren andeutete, war die Vereinsvorsitzende, Monika Sonntag, sichtlich erschüttert.

Ihren letzten Auftritt hatten die Kohlstädter Frauen, als sie den Männern zum Jubiläum im Mai überraschend ein Ständchen brachten. Künftig werden Alt und Sopran aber dennoch nicht mehr im Strothetal zu hören sein. Der Frauenchor wird beim Lippischen Sängerbund abgemeldet und viele der ehemaligen Sängerinnen deuteten bereits an, dass sie aus dem Verein austreten würden.
Besonders das bereitete Monika Sonntag allerdings »große Bauchschmerzen«. »Ich appelliere noch einmal an alle Frauen: Bitte bleibt im Verein! wir können uns auch noch weiterhin treffen, vor allem aber müssen wir die Männer unterstützen, die noch weiter machen wollen«, wandte sie sich an die Versammlung. Denn ihrer Ansicht nach könne auch der Männerchor, der derzeit noch 14 aktive Sänger zählt, »einpacken«, wenn die Frauen keine Mitgliedsbeiträge mehr zahlten.
Das sah Kassierer Werner Bierwirth allerdings nicht ganz so schwarz. Da der Verein eine Rücklage habe, könnten die Männer auch ohne den Frauenchor noch eine ganze Weile weiter singen. Außerdem bestehe ja die Möglichkeit, dass doch einige Frauen dem Verein als passive Mitglieder erhalten blieben.
Schließlich wurde in der hitzig geführten Diskussion auch die Frage laut, ob die Männer denn überhaupt weiter singen könnten in der derzeit knappen Besetzung. Der zweite Vorsitzende Werner Richtermeier äußerte sich dazu eindeutig: »Wenn wir so bleiben, können wir selbstverständlich noch weiter singen, meine Damen.« Den geäußerten Bedenken, dass der Männerchor aber nicht mehr auftrittsfähig sei, trat Chorleiterin Petra Wattenbach mit deutlichen Worten entgegen: »Ich bin absolut der Meinung, dass die Männer noch auftrittsfähig sind, sonst wäre ich schon lange nicht mehr hier.« Das habe nicht zuletzt das Jubiläumskonzert mit einer großartigen Leistung der Germania-Männer gezeigt.
Schließlich stellten die Frauen im Vorstand - Monika Sonntag als Vorsitzende und Ulrike Burchart als Geschäftsführerin - die Vertrauensfrage an die Versammlung. »Da es jetzt ja keinen Frauenchor mehr gibt, weiß ich nicht, ob Ihr uns Frauen noch im Vorstand haben wollte«, brachte Sonntag ihre Bedenken vor. Doch die wurden schnell zerstreut. Einstimmig sprachen sich die anwesenden Männer dafür aus, dass die beiden weiter machen sollen.
Schließlich ehrte Monika Sonntag noch vier Gründungsmitglieder des Frauenchores, der in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag gefeiert hätte, Erna Sonntag, Hilde Frischkorn, Elfriede Zerbes und Elfriede Wüschen hatten 1946 mit dazu beigetragen, dass der Verein um die Sopran- und Altstimmen der Frauen bereichert wurde. (weiterer Bericht folgt)

Artikel vom 16.01.2006