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Museum mit Leben erfüllt

Erfreulich viel Interesse am Leseabend - Marktlücke

Lübbecke (sg). Im Allgemein sind Museen Orte, an denen die Menschen stillschweigend durch die Räume wandern und mehr oder weniger interessiert, manchmal bewundernd, manchmal ehrfürchtig die dort ausgestellten ebenso stillen »Zeitzeugen« bestaunen, die an Wänden und in Vitrinen verharren. Im Lübbecker Heimatmuseum am Burgmannshof jedoch wird Geschichte lebendig.

Unter dem Motto »Hier ist was los!« fiel am Freitag der Startschuss für die Aktionstage, die bis zum Jahresende jeden Monat das Museum beleben werden. Den Anfang machte der erste Leseabend mit Erzählungen und Anekdoten zur Stadtgeschichte, aber auch zu einzelnen Themen der Ausstellung. Organisatorin Christel Droste aus dem Stadtarchiv freute sich über die gute Resonanz und begrüßte mehr als 40 interessierte Zuhörer. An zwei Stationen im Unter- sowie im Obergeschoss lasen die Stadtführer vom Stadtmarketingverein Frauke Heitmeyer, Ingrid Richter, Friedrich Heidemeier, Inge Littwin, Ingeborg Thüner, Stadtheimatpfleger Günter Niedringhaus sowie die Leiterin der Stadtbücherei, Margret Amorin, vor. Letztere sprang auch für Stadtarchivar Helmut Hüffmann ein, der daheim eine Grippe auskurieren musste. Außerdem hatte die staatlich geprüfte Diplombibliothekarin einen Büchertisch mit Informationen über die angesprochenen Themen vorbereitet, die das breite Spektrum, das die Bücherei bietet, deutlich machten.
In der Zigarrenarbeiterstube im Obergeschoss gab es unter anderem die Geschichte von Martin Simon (»Die erste Wache«) sowie Anekdoten über den Kautabak und Wissenswertes über die Lübbecker Tabakindustrie zu hören. Erzählt wurde ebenso von einigen »großen« Zigarrengenießern wie Ludwig Erhard - man denke an das bekannte Bild, das heute noch für das deutsche Wirtschaftswunder steht - und nicht zuletzt Churchill. Im Erdgeschoss ließen sich die Worte des Lübbecker Dichters Karl Röttger vernehmen, und auch Stadtarchivar Helmut Hüffmanns Erzählungen, die zum Teil schon in den Lübbecker Kalendergeschichten veröffentlich worden sind, begeisterten. Da wurden Jugenderinnerungen wach, die Gedanken schweiften in eine andere Zeit. Der Schein der Leselampen verbreitete eine gemütliche Atmosphäre, während die Geschichten oftmals zum Lachen anregten.
Angetan waren einige Zuhörer von der Tatsache, dass ebenso Erinnerungen aus Twiehausen oder den anderen umliegenden Dörfern dabei waren. Nach einer Pause, in der Gespräche geführt und eine Stärkung zu sich genommen werden konnte, wechselten die Zuhörer zur jeweils anderen Station. Christel Droste hatte den Wunsch, das Museum mit Leben zu füllen - und das ist ihr sicherlich gelungen. Dabei konnte sie auf die kompetente Unterstützung von Bettina Rohlfing und Helmut Hüffmann sowie der Stadtführer des Stadtmarketings zählen. »Allein hätte ich das nicht geschafft«, betonte sie. »Es ist deutlich geworden, dass solche Aktionen tatsächlich eine Art Marktlücke sind. Die Menschen haben Sehnsucht zu erfahren, was in Lübbecke passiert ist. So werden nicht zuletzt Erinnerungen aufgearbeitet.« Vor allem könne so die gesamte Ausstellung mit einbezogen werden. Am Ende der Veranstaltung lag für jeden ein Programmzettel für die kommenden Monate bereit. Die nächste Veranstaltung ist für den 17. Februar in Form eines Filmvortrages geplant. Hier kommen Zeitzeugen aus der NS- und der Besatzungszeit zu Worte. Entstanden ist der Film in Kooperation mit der Medienwerkstatt Minden-Lübbecke.

Artikel vom 16.01.2006