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»Gesundheitswesen
nicht kaputt sparen«

Ärzte wehren sich gegen »verfehlte Politik«

Rahden (WB). Die niedergelassenen Ärzte in Rahden schließen am Mittwoch, 18. Januar, ihre Praxen. Dazu nimmt Siegfried John im Namen der Rahdener Ärzte Stellung:
»Am 18. Januar findet eine bundesweite Protestaktion der niedergelassenen Ärzte gegen die verfehlte Gesundheitspolitik statt. Viele Ärztinnen und Ärzte fahren an diesem Tag nach Berlin zu einer Demonstration, um ihre Entschlossenheit im Kampf gegen den drohenden Niedergang des deutschen Gesundheitswesens zu dokumentieren.
Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Rahden schließen sich der Protestaktion an. Sie protestieren gegen: Die Unterfinanzierung der ambulanten Versorgung und Budgetierung und Rationierung ärztlicher Leistungen auf dem Rücken der Patienten. Die Ärzte können schon lange nicht mehr alles verordnen, was sie für medizinisch sinnvoll halten. So gibt es strikte Mengenbegrenzungen für Medikamente und Krankengymnastikrezepte. Der Arzt kann bei einer Überschreitung der Mengenbegrenzung haftbar gemacht werden und muss dann die entstandenen Mehrkosten an die Krankenkasse aus eigener Tasche finanzieren.
Die Ärzte wenden sich gegen die hohen Krankenkassenverwaltungskosten - sie sind mittlerweile höher als die Ausgaben für das jeweilige Honorar der niedergelassenen Haus- und Fachärzte. Ungefähr 30 Prozent der ärztlichen Leistungen werden von den Krankenkassen nicht mehr bezahlt. Die Ärzte wehren sich gegen die unsinnige Bürokratie wie Krankenkassenanfragen, Dokumentationen oder Formularkrieg.
Sie kämpfen für: Den Erhalt der wohnortnahen ambulanten haus- und fachärztlichen Versorgung. Viele junge Ärzte wandern auf Grund der immer schlechter werdenden Arbeitsbedingungen ins Ausland ab oder arbeiten gar nicht mehr als Ärzte. Somit entsteht ein hausgemachtes Nachwuchsproblem.
Die Ärzte treten ein für ein Mitspracherecht in der Gestaltung der Gesundheitspolitik, einen Abbau der Bürokratie und damit mehr Zeit für die Patienten und fordern ein Ende der Budgetierung (Leistungsbegrenzung für Untersuchungen und Rezepte). Sie kämpfen für eine Abschaffung der 10-Euro-Bezahlung in der Arztpraxis und für feste leistungsgerechte Honorare für ärztliche Leistungen.
Die Ärzteschaft ist nicht bereit, die Therapiefreiheit und die Freiberuflichkeit weiter einschränken zu lassen. Sie lässt es nicht zu, dass unser Gesundheitssystem zu Tode kontrolliert und kaputt gespart wird.
Dafür schließen am 18. Januar auch die niedergelassenen Rahdener Ärzte ihre Praxen, um in regionalen und zentralen Veranstaltungen auf die missliche Lage des Gesundheitssystems aufmerksam zu machen und Auswege aufzuzeigen.
Die Rahdener Ärzteschaft bittet um Verständnis, Vertrauen und Unterstützung für diese Aktion. Die Notfallversorgung ist gesichert. Diese ist zu erfahren über den Telefonbeantworter oder Telefondienst der Praxis des Haus- oder Facharztes.«

Artikel vom 16.01.2006