16.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Racheschwüre lösen Heulanfälle ab

Schauspielerin Anita Kupsch erzählt über »Männer und andere Irrtümer«


Espelkamp (wbh). Sie sprach so mancher Frau aus dem Herzen: »Hallo Schatz, was gibt's zu Essen?« Wer kennt sie nicht, die männliche, herzzerreißende »Liebeserklärung« von ihm -ÊÊ wahrlich herzzerreißend, doch selten zur Freude der Frau.
Mütter und Töchter, Freundinnen und Schwestern, vereinzelt auch einen Ehemann zog es am Samstagabend zu Anita Kupsch und ihrem Stück »Männer und andere Irrtümer« ins Neue Theater. Dabei hätte hier so mancher noch etwas lernen können: Alltag ist nicht gleich Alltag und auf die Spitze gebracht wirkte das herrliche »Mit- und Ohneeinander« der Geschlechter, dargestellt alleine von Anita Kupsch, Zwerchfell strapazierend auf das Publikum.
Sie hatte diesen Verdacht schon länger. »Aber ich habe doch nichts gemerkt« - eine Besprechung nach Dienstschluss, eine dienstliche Reise am Wochenende und nicht zuletzt die »Autopanne in Solingen« gaben schließlich Anlass genug, hellhörig zu werden. Doch wie wohl die meisten Ehefrauen, dachte sich auch Kupsch »mein armer, armer Schatz«. Schön wenn er nach Hause kommt. Rückblickend erzählte die großartige Schauspielerin, die insgesamt zwei Stunden non-stop Alleinunterhaltung betrieb, vom Leiden mit dem Mann. »Hast du eine Affäre?« Er schien sie nicht zu verstehen.
»Eine Liebschaft, eine Bettgeschichte, eine Tusse?«, sie war rasend vor Wut, während er stotternd seinen Fehltritt zugeben musste. Und dann war es natürlich auch noch seine Sekretärin Margarete: das unschuldige Mädchen, das man doch nicht alleine lassen konnte und wie eine Fee seine Sätze zu Ende sprechen konnte.
»Alles klar«, denkt sich Kupsch und setzt ihn, wenn auch wehmütig, vor die Tür. »Aber Schatz, für dich ändert sich doch gar nichts«, versucht er noch zu beschwichtigen. Doch was zu viel ist, ist zu viel.
»Ich hätte es merken müssen«, macht sich die Schauspielerin Vorwürfe und scheint dabei vor Wut zu ersticken. Heulanfälle gehören da ebenso zum Alltag der »Hinterbliebenen«, wie Mordgelüste, Racheschwüre und der vergebliche Versuch einzusehen, dass es besser sein könnte. Rat bei den Freunden? Fehlanzeige. Bei der Familie? Auch nicht! Stattdessen muss Kupsch sich von der Oma sagen lassen, dass doch alles gar nicht so schlimm sei und schließlich halte »ein Wechsel der Weide das Vieh bei Laune«. Es reicht. Nach zweistündigem Programm wussten die Besucher, wie mit einem »Irrtum« umzugehen ist.

Artikel vom 16.01.2006