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Von André Best

Haller
Aspekte

WM ist für Halle große Chance


Noch 146 Tage bis zur Fußball-Weltmeisterschaft. Während Klinsi bis dahin »Poldi« und »Schweini« auf Kurs bringen muss, rauchen in den Städten und Gemeinden die Köpfe. Die Frage aller Fragen: Wie kann eine Kommune im Rahmen eines modernen Stadtmarketings selbst aktiv werden?
In Halle hat sich eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern der Haller Interessen- und Werbegemeinschaft (HIW), Gerry Weber Management & Event GmbH und der Stadt, gebildet. Ideen sollten gesammelt werden, auch und vor allem im Hinblick auf die Handball-Weltmeisterschaft 2007, die ja zum Großteil in Halle über die Bühne geht.
Das Ergebnis: Die Stadt gibt neue Broschüren heraus, einen neuen Stadtführer mit Gastgeberverzeichnis und Stadtportrait, ein neues Logo. Außerdem könnte eine Postkartenedition auf den Markt kommen. Das sind laut Bürgermeisterin Wesselmann, die das Stadtmarketing ja bekanntlich zur Chefsache erklärt hat, im Kern die geplanten Aktivitäten. Die Frage sei erlaubt: Soll das wirklich alles sein?
Modernes Stadtmarketing ist ein fortwährender Prozess, in dessen Mittelpunkt das Bemühen steht, möglichst alle Ressourcen der unterschiedlichsten lokalen Akteure im Sinne der Stadtentwicklung zu mobilisieren. Diesen Prozess zu initiieren, ihn zu moderieren und zu begleiten ist eine Aufgabe, die in den vergangenen Jahren in vielen Städten und Gemeinden zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. In Halle leider nicht.
Dabei gibt es so viele nette Dinge, die die Stadt anpacken könnte: Warum stellt die Bürgermeisterin das größte Zugpferd überhaupt, das Haller Willem-Stadtfest, nicht beispielsweise in diesem Jahr unter ein fußballerisches WM-Motto? Warum veranstalten die Geschäftsleute und Gastronomen nicht eine Art Portugal-Tag und locken somit hunderte portugiesischer Fans, Funktionäre und Medienvertreter aus Marienfeld und Umgebung (in der Klosterpforte wird die Mannschaft Portugals residieren) nach dem Motto »zu Gast bei Freunden« in die Stadt Halle? Im Hinblick auf die Handball-WM müsste eine kleine Bimmelbahn die Gäste vom Gerry Weber Stadion kostenlos in die Stadt bringen.
Halle kann mehr. Es bleibt zu hoffen, dass am 19. Januar nochmals die Köpfe rauchen. Dann wollen die Initiatoren erneut über die geplanten Aktivitäten sprechen. Um es in der Fußballersprache auszudrücken: Jetzt ist höchste Zeit, in die Offensive gehen, kreativ zu werden, Gas zu geben und die Zuschauer (Bürger) mitzureißen.

Artikel vom 14.01.2006