14.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Einmalige Chance nutzen«

Die Verbundschule ist für Thorsten Paulussen ein großes Thema in 2006

Schlangen (SZ). Mit dem Jahr 2006 hat für die Gemeinde Schlangen ein Jahr begonnen, in dem sie trotz aller Schwierigkeiten versuchen muss, die Vorgaben des Haushaltssicherungskonzeptes zu erfüllen und in dem dennoch einiges auf den Weg gebracht werden soll. Was sich Bürgermeister Thorsten Paulussen 2006 vorgenommen hat, und mit welchen Gefühlen er den anstehenden Aufgaben entgegensieht, darüber sprach er mit Maike Stahl, Redakteurin der SCHLÄNGER ZEITUNG.

Bevor wir auf das neue Jahr zu sprechen kommen, ein kurzer Rückblick: Was ist 2005 aus Ihrer Sicht gut gelaufen?Thorsten Paulussen: Sehr gut gelaufen ist die Entwicklung am so genannten Heuwinkel Grundstück, wo endlich der seit zwei Jahren angekündigte Baubeginn der Seniorenresidenz stattgefunden hat. Wir sind guter Dinge, dass dieses Projekt 2006 abgeschlossen wird. Das ist aber kein persönlicher Erfolg des Bürgermeisters, sondern für die Gemeinde, deren Ortskern jetzt auch in dieser Ecke schön gestaltet wird. Eine zweite Sache, über die ich mich sehr freue, ist, dass unsere Musikschule mit den beiden neuen Betreibern gut angelaufen ist. Da freuen wir uns als Gemeinde, weil das Qualität in den Ort bringt und Bestätigung ist, dass der umstrittene Weg der Privatisierung richtig war, was dem Engagement der Betreiber zu verdanken ist.

Was konnten Sie auf Ihrer Liste noch nicht abhaken?Thorsten Paulussen: Auf der Liste sind Dinge, die schon ange-stoßen sind, wie die Haushaltskonsolidierung, das Sportstättenkonzept, die Verbundschule und das Gelände der alten Kohlstädter Schule. Aber es ist Wunschdenken, dass man eine Liste macht, die in vier Wochen abgearbeitet ist. Das liegt nicht an der Politik, dort haben sachliche und harmonische Gespräche stattgefunden.

Stichwort Haushaltskonsolidierung: Hat das Jahr 2005 die Gemeinde auf diesem Weg weiter gebracht oder zurückgeworfen?Thorsten Paulussen: Dass wir da Schwierigkeiten haben, ist sicherlich unumstritten. Aber der Weg der in den letzen drei bis fünf Jahren eingeschlagen wurde, ist der richtige. Und was schön ist: Es gibt inzwischen eine gesunde Akzeptanz dafür, dass Dinge die früher, als das Geld noch da war, selbstverständlich waren, es jetzt nicht mehr sein können. Es werden sowohl in der Politik als auch in der Bevölkerung jetzt auch die Chancen gesehen, neue Wege zu beschreiten.

Besteht überhaupt eine realistische Chance, die Vorgaben des Haushaltssicherungskonzeptes noch zu erfüllen? Thorsten Paulussen: Natürlich war 2005 mit den Gewerbesteuerrückzahlungen ein Rückschritt. Heike Steinmeier und ich sind aber so positiv eingestellt, dass wir davon ausgehen, dass wir im Jahr 2007/2008 den klassischen Haushaltsausgleich hinbekommen könnten, wenn nicht noch mehr vom Bund auf das Land und auf die Kommunen abgegeben wird, was gerade diskutiert wird. Aus eigener Kraft schaffen wir das nicht. Wo ich Schwierigkeiten sehen würde, ist, dass wir bis 2012 unser Defizit ausgleichen.

Gibt es aus Ihrer Sicht Knackpunkte im Haushalt, an denen es schwierig werden könnte, die Politik zu überzeugen? Thorsten Paulussen: Ich sehe das so, dass der Haushalt zu 90 Prozent so festgeschrieben ist, dass wir da auch politisch kaum Spielräume haben. Da geht es mehr um ein Hinnehmen der Situation, als um Zustimmung oder Ablehnung. Was aber sicher Hauptthema wird und auch entsprechend diskutiert werden soll, ist das Sportstättenkonzept. Da wird es meine Hauptaufgabe als Bürgermeister sein, deutlich zu machen, dass das, was wir uns überlegt haben, als Bestandssicherung und Bereicherung für die Sportstätten der ganzen Kommune zu sehen ist.

Was nehmen Sie außerdem mit ins neue Jahr?Thorsten Paulussen: Das große Thema Verbundschule. Da haben wir jetzt aufgrund der neuen Schulgesetze die einzigartige Chance, das in diesem Jahr umzusetzen. Und wenn wir die nicht nutzen, werden wir es wahrscheinlich nie hinbekommen. Schließlich wird uns die Schule in Kohlstädt noch beschäftigen. Da ist jetzt alles unter Dach und Fach, so dass Ende Januar, Anfang Februar alles abgerissen werden kann. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir dann das gesamte Areal überplanen können.

Soll dort ein Investor für ein Großprojekt gesucht werden oder sollen Bauplätze ausgewiesen werden?Thorsten Paulussen: In dem Moment, wo das ganze Areal zur Verfügung steht, könnte ich mir vorstellen, dass auch jemand mit einer Idee kommt, die er dort verwirklichen möchte. Da ist die Gemeinde in alle Richtungen offen. Wenn aber kein Bedarf besteht für ein größeres Projekt, werden wir eine Vorplanung für Wohnbebauung machen.

Wie lange darf sich diese Suche hinziehen?Thorsten Paulussen: Wir sollten schon versuchen, in diesem Jahr das Gelände anzubieten und auch zu einer Entscheidung zu kommen. Zur Verfügung stellen können wir das Gelände schon im Februar, wir müssen uns nur politisch einig werden, was dort passieren soll.

Was sind Momente, die Sie 2006 gerne erleben würden?Thorsten Paulussen: Die Einweihung des Heuwinkelschen Geländes und der neuen Sportstätten. Was von uns nicht bestimmbar ist, worüber ich mich aber am meisten freuen würde, wäre eine bessere Verlässlichkeit der Gemeindefinanzen, damit wieder mehr Spielräume entstehen.

Gibt es auch Dinge, denen Sie mit Bauchschmerzen entgegensehen?Thorsten Paulussen: Mit großen Bauchschmerzen sehe ich der Entwicklung im Gewerbesteuerbereich entgegen. Da muss etwas Verlässliches von oben passieren.

Wie läuft die Entwicklung im Gewerbegebiet?Thorsten Paulussen: Wir sind zumindest zufrieden mit dem, was begonnen worden ist. Wir haben auch noch Potenzial, das wir schnell zur Verfügung stellen können. Aber natürlich hoffen wir, den ersten Teil so schnell wie möglich komplett zu vermarkten.

Mit welchen Emotionen verfolgen Sie die Entwicklung an der Fürstenallee?Die Allee ist zu einem heiß diskutierten Thema geworden. Ich sehe es so, dass wir nicht nur in der Gegenwart leben sollten, sonder auch Verantwortung unserer nächsten Generation gegenüber haben. Daher bin ich positiv eingestellt gegenüber den Sanierungsplänen, auch wenn wir dann nicht mehr die Optik haben, die wir kennen. Mein schönster Platz bleibt sie trotzdem.

Artikel vom 14.01.2006