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Der Protest der Gasverbraucher wird lauter

Die Bürgerinitiative wächst weiter

Von Thomas Hochstätter
Bad Oeynhausen (WB). Die Zahl der Gaspreisgegner wächst. Im Begegnungszentrum Druckerei haben am Donnerstagabend mehr als 100 Westfalica-Kunden über die nächsten Schritte gegen die jüngsten Tariferhöhungen des Unternehmens beratschlagt.

Die verärgerten Verbraucher kamen nicht nur aus Bad Oeynhausen, sondern waren auch aus Löhne, Hüllhorst, Hille und Minden angereist. Viele von ihnen trugen sich in die Mitgliederliste der jungen »Bürgerinitiative contra Gaspreise Bad Oeynhausen« ein. Von Mitorganisatorin Marianne Renz und Rechtsanwalt Stefan Ott ließen sie sich über das richtige Einlegen von Widersprüchen und die angemessene Kürzung von Abschlagszahlungen informieren. Ein Musterbrief, mit dem man bei Westfalica Widerspruch einlegen kann, findet sich auf Otts Internetseite.
In teilweise wütenden Redebeiträgen äußerten Gasverbraucher ihren Unmut über die neueste Verteuerung von rund zehn Prozent zum Beginn des Jahres. Dabei wurde deutlich, dass sich viele von ihnen überwinden mussten, wie es ein Mann aus Minden ausdrückte, »so eine Art zivilen Ungehorsam« an den Tag zu legen. Es sei aber kein weiter Weg mehr, bis die Enttäuschung über vermeintlich unfaires Geschäftsgebaren in Aggressivität umschlagen werde. Man habe es mit einem Monopolisten zu tun, der merken müsse, dass man mit den Menschen nicht nach Gutdünken umspringen könne. Das Grundbedürfnis eines warmen Zuhauses werde zugunsten von Profitinteressen ausgenutzt. Rechtsanwalt Ott wies darauf hin, dass Westfalica seinen Gewinn in den vergangenen Jahren immer weiter gesteigert habe.
Nach gut zwei Stunden war die Arbeit der Bürgerinitiative auf mehreren Schultern verteilt. Als Sprecher hatten sich Gerhard Jagusch, Frank Erdelt, Winfried Brust, Thomas Dieckmann und Wilfried Fechner eingetragen, als Schriftführer Wilfried Lenger, als Kassenwartin Christa Wortmann und als Kassenprüferin Marianne Renz. Wolfgang Jäcker bot an, sich um einen Internetauftritt zu kümmern.
Bei einer spontanen Sammlung kamen 90 Euro zusammen, die Christa Wortmann der Verbraucherzentrale in Minden zukommen lassen will. Von dort waren die Organisatorinnen der ersten beiden Treffen, sie selbst und Marianne Renz, mit vielen Informationen unterstützt worden.
Für die Zukunft ist geplant, sich einmal im Monat zu treffen - wenn möglich in der Druckerei, wo dies auch am Donnerstag kostenlos möglich war. Die Termine sollen noch bekannt gegeben werden. Die Kontaktaufnahme ist bis dahin möglich über die RufnummernÊ0 57 31 / 2 33 28 und 2 39 94 oder über die E-Mail-Adresse marysie@aol.com.
Westfalica verweist derweil in Briefen an die Kundschaft auf allerlei Gründe für die angebliche Unabwendbarkeit der Preiserhöhung wie Wirbelstürme, wachsende Energienachfrage in Asien, politische Unruhen in Förderländern und Kapazitätsengpässe in Raffinerien. In einem der Antwortschreiben auf einen Widerspruch hin heißt es, man werde den Abschlagsbetrag wunschgemäß nicht erhöhen. »Wir weisen Sie aber daraufhin, dass es ohne Angleichung wahrscheinlich zu einer hohen Nachzahlung bei der nächsten Jahresrechnung kommen wird. Sollten Sie aufgrund dieser Überlegung einen höheren Abschlag zahlen wollen, bitten wir um kurze Mitteilung.«
Ein Westfalica-Sprecher hatte kürzlich erklärt, man wolle vor weiteren Schritten Gerichtsurteile in Tarifstreitigkeiten in anderen Bundesländern abwarten. Die Gasversorgung Westfalica gehört zur Gelsenwasser-Gruppe. Sie versorgt nach eigenen Angaben mit 90 Beschäftigten rund 44 500 Haushalte in 14 Städten und Gemeinden mit Erdgas und Wärme: in Nordrhein-Westfalen Bad Oeynhausen, Löhne, Hüllhorst, Hille und Petershagen sowie in Niedersachsen Stolzenau, Leese, Rehburg-Loccum, Uchte, Warmsen, Diepenau, Raddestorf, Mardorf und Schneeren.
www.rechtsanwaelte-ott.dewww.energienetz.dewww.gas-westfalica.de

Artikel vom 14.01.2006