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Der Traum vom Trödel bleibt bestehen

Szrama schließt »Schatzkiste« - unterschiedliche Erfahrungen mit Second Hand-Waren

Von Hartmut Horstmann
Vlotho (VZ). Bettina Szrama schließt ihre »Schatzkiste«. Keine zwölf Monate blieben dem Versuch, in Vlotho im großen Stil Second Hand-Waren anzubieten, vergönnt. Aus dem bereits angekündigten Umzug in Raäumlichkeiten an der Ölbrinkstraße wird nichts mehr.

In der Ölbrinkstraße hätte sie nach eigenen Angaben bessere Mietkonditionen und eine publikumsträchtigere Lage gehabt. Doch sei das Geld aufgebraucht, so Szrama, die sich jedoch vorstellen könnte, es noch ein zweites Mal zu versuchen - vorausgesetzt, das Startkapital ist da.
Denn nach wie vor geht die 51-Jährige, die auch als Schriftstellerin bereits hervorgetreten ist, davon aus, dass es in Vlotho einen Markt für Gebraucht-Waren gibt. Es habe sich eine feste Stammkundschaft gebildet, betont sie. Doch es habe an dem Standort das normale Laufpublikum gefehlt. Szrama hoffte, vom Sog des Bürgereinkaufszentrums profitieren zu können. Doch kommt dessen Fertigstellung im Sommer zu spät für die »Schatzkiste«.
Besonders nachgefragt waren »attraktive Kleinmöbel« und gebrauchte Eletro- und Hifi-Geräte. Auch Bücher oder Spiele seien recht gut gegangen.
Ihre Kundschaft unterteilt sie in zwei Kategorien. Etwa 80 Prozent der Interessierten kommen/kamen in die »Schatzkiste«, weil sie sparen müssen. Die anderen, so die Einschätzung der Vlothoerin, suchten in der Second Hand-Halle etwas Besonderes.
Ebenfalls auf den Second Hand-Bereich setzt Jörg Schwarz, der im vergangenen Jahr in Vlotho eine Flohmarkt-Reihe am Hafen gestartet hat. Auch wenn Ehefrau Anke Naumann-Schwarz einräumt, den Anfang habe man sich leichter vorgestellt, soll das Angebot doch ab März fortgesetzt werden. Es habe sich eine feste Stamm-Crew herausgebildet, die immer dabei sei. Zu den Attraktionen dieses Jahres soll ein Nacht-Flohmarkt gehören.
Die Veranstalter sind zuversichtlich, dass es ein Flohmarkt-Potenzial in Vlotho und Umgebung gibt, haben jedoch Abstand von der Vorstellung genommen, die Wintersaison mit Standorten in der Innenstadt zu überbrücken. Auf der Straße habe man kaum Menschen gesehen, so Schwarz-Naumann über die Erfahrungen im vergangnen Jahr: »Es war wirklich überhaupt nichts los.«
Zu denjenigen, die in bestimmten Bereichen auch Gebrauchtwaren anbieten, zählt Rudolf Döhr (»Regenwurm«). Doch er bemerkt in seinen Sparten CDs, Schallplatten und Bücher seit Jahren einen Rückgang. Hier habe sich viel ins Internet verlagert, vermutet Döhr, der als reger Flohmarktgänger auch dort ähnliche Erfahrungen gemacht hat: »Mein Eindruck ist, dass die Flohmärkte weniger besucht werden.« Diese Tendenz, die mit des Vordringen des Internet (Stichwort »Ebay«) verbunden ist, hat laut Döhr mit der Situation der Innenstadt nichts zu tun.
Im Gegenteil: Dass man in Vlotho nach wie vor gut verkaufen kann, betont Angelika-Theresia Müller, seit Anfang Juni Betreiberin des Kinderkleidungs-Geschäftes »Kinderwelt«: »Wenn die Preise stimmen, kommen die Leute.« Es müsse endlich aus den Köpfen heraus, dass es in Vlotho teurer sei als anderswo.
Diese Aussagen beziehen sich auf Neuwaren, und Müller ist mit der Geschäftsentwicklung zufrieden. Doch sie bietet auch Gebrauchtkleidung auf Kommissionsbasis an, und hier sagt sie: »Es ist ein Service, aber rechnen tut sich das eigentlich nicht.«
Gleichwohl verbreitet die Geschäftsfrau einen erfrischenden Vlotho-Optimismus. Einen weiteren Publikums-Schub erhofft sie sich für ihren Laden von der vorgesehenen Anbindung des Ölmühlen-Parkplatzes an die L 778.

Artikel vom 12.01.2006