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Ärzte bringen Brust in Form

Städtisches Klinikum hat neue Methode erfolgreich eingeführt

Gütersloh (peb). Für die Patientinnen ist es vor allem eine Frage der Lebensqualität, wenn sie nach einer Brustamputation mit einem chirurgischen Eingriff eine neue Brust erhalten. Ein neues Operationsverfahren im Städtischen Klinikum macht dies nun auch in Problemfällen möglich.

Für die Frauen, denen nach einer Krebserkrankung eine Brust entfernt werden muss, sei es eine große Erleichterung, ohne Implantat oder Prothese auszukommen, betont Oberarzt Dr. Bernd Ruhnke. Bei Implantaten gebe es immer mal wieder Probleme und die Notwendigkeit von späteren Nachbehandlungen. Lange Zeit habe das Einlegen eines Implantates im Vordergrund gestanden, das in Form und Größe der entfernten Brust angepasst werden kann und auch heute noch für viele Patientinnen ein gutes Verfahren darstelle. Gerade bei jüngeren Patientinnen gebe es aber Langzeitprobleme wie Kapselbildung oder narbige Schrumpfung.
Eine Verbesserung stellt bereits ein Verfahren dar, bei dem durch einen chirurgischen Eingriff Fett- und Hautgewebe vom Bauch der Patientin genutzt wird, um mit diesem Eigengewebe eine neue Brust aufzubauen. Da kein Muskelgewebe entfernt werde, bleibe die Muskulatur am Bauch intakt, betont Dr. Ruhnke. Vor allem bei schlanken Frauen mit wenig Fettgewebe am Bauch sei diese Methode aber nicht anwendbar, wie auch Fachärztin Iris Biedermann erläutert.
Das Ärzteteam des Brustzentrums am Städtischen Klinikum wendet seit 2004 daher ein neues Verfahren an, das in den USA entwickelt wurde und in Deutschland neben dem Gütersloher Klinikum »nördlich des Mains nur noch in Berlin« praktiziert werde, sagte Chefarzt Dr. Joachim Hulde gestern bei der Vorstellung des Verfahrens, das bislang vier Mal erfolgreich am Städtischen Klinikum angewandt wurde. Bei dieser Methode wird Haut- und Fettgewebe aus dem Gesäßbereich genutzt, um die Brust neu aufzubauen und zu formen. Die Haut dieser Körperpartie ähnele sehr der der Brust, die Gefäße könnten an die Brustgefäße angeschlossen werden, erklärte Dr. Bernd Ruhnke. Dabei sei es immer eine besondere Herausforderung, der neuen Brust die Form der alten zu geben. Es sei eben auch ein »künstlerisches Tun«, eine neue Brust aufzubauen, sagte Chefarzt Dr. Hulde.
Bis zu zwölf Stunden dauert die Operation, der Heilungsprozess verläuft demgegenüber verhältnismäßig schnell: Der stationäre Aufenthalt endet den Ärzten des Brustzentrums zufolge nach drei bis vier Tagen. Nach etwa zwei Wochen sei die neu aufgebaute Brust ausgeheilt. Am Ende »bleibt lediglich eine Narbe am Gesäß zurück, die in der Regel im Bikini gut versteckt werden kann«, sagte Iris Biedermann, die diese Operationsmethode im Brustzentrum Vogtareuth während einer Hospitation kennen gelernt hat. Dort wurde das Verfahren in Deutschland erstmals angewandt. Im Brustzentrum des Städtischen Klinikums werden verschiedene Disziplinen zusammengeführt, darunter Frauenheilkunde und Plastische Chirurgie, um eine optimale Behandlung bei Brustkrebs zu gewährleisten.

Artikel vom 12.01.2006