12.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Leisten, Leim und Lederschuhe

Historische Schusterwerkstatt wird im Löhner Heimatmuseum aufgebaut

Von Victor Fritzen (Text und Fotos)
Löhne-Bischofshagen (LZ). Heinrich Damkröger aus Rödinghausen war Schuhmacher. 66 Jahre lang stellte er in seiner Werkstatt neue Schuhe her und reparierte alte. Die Ausstattung mit Arbeitstisch, Holzschemel und Werkzeug hielt viel aus. 2002 schloss er den familieneigenen Handwerksbetrieb. Doch Leimtopf, Holzstifte oder Absätze blieben von einer Mulde verschont. Die historische Einrichtung wird ab Ostern im Löhner Heimatmuseum zu sehen sein.

Der Fachwerkspeicher Eichenjäger ist ein Teil des Heimatmuseums und wurde als der Ort auserkoren, in dem Scheren, Zangen und Schusterhammer in Zukunft der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Noch stehen die Einzelteile der Werkstatt in dem alten Speicherhaus, doch schon bald sollen gleich zwei Speicher-Räume unter anderem mit dem Arbeitstisch, den Werkzeugen und Holzschemeln ausgestattet werden. Zusammen mit dem Historiker Dr. Rolf Botzet werden sich Mitglieder des Heimatvereins in den kommenden Wochen dieser Aufgabe annehmen. Wenn das Heimatmuseum am Oster-Wochenende aus dem Winterschlaf erwacht, soll die historische Werkstatt komplett stehen. Einzusehen sein werden dann auch mehrere Notizbücher, in denen die Damkrögers auch die kleinsten Aufträge festgehalten haben. Seit 1904 wurden dort alle Löhne und Arbeiten aufgezeichnet.
Die »fetten Jahre« für Schuhmachereien sind längst Geschichte. »Schuhreperatur-Service-Betriebe wie ÝMr. MinitÜ rauben den Schuhmachern mehr und mehr die Kundschaft. Die meisten Leute gehen nur noch in die wenigen Werkstätten, um untaugliche und unsaubere Reparaturen der Service-Werkstätten nachbessern zu lassen, wenn sie ihre kaputten Schuhe nicht direkt wegwerfen«, erzählt Joachim Kuschke, Leiter des Heimatmuseums.
Die Schuhmacherei Damkröger aus Rödinghausen-Schwenningdorf ist ein Familienbetrieb, wie er im Buche steht. 1888 nahm Caspar Heinrich Damkröger die Arbeit in der Schusterwerkstatt auf. 1905 erhielt er Verstärkung von seinem Sohn Heinrich, der ab seinem 14. Lebensjahr den Betrieb übernahm. 1920 wurde ein Enkel geboren - ebenfalls ein Heinrich. Er war bis ins neue Jahrtausend im Dienst der Familienwerkstatt. Alle drei Damkrögers standen zusammengerechnet 195 Jahre im Dienste der Schuhe. Und dieser Dienst konnte lange dauern: 14 Stunden täglich und bis zu 80 Wochenstunden waren keine Seltenheit.

Artikel vom 12.01.2006