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Mordprozess: Ende in Sicht

Richter plant für Februar die Plädoyers -ÊZeuge soll Waffe besorgt haben

Von Ingo Schmitz
Brakel/Göttingen (WB). Im Prozess um die Ermordung des Brakeler Lastwagenfahrers Burkhard P. scheint ein Ende in Sicht. Der Vorsitzende Richter am Landgericht Göttingen, Rainer Finke, plant für Anfang Februar die Plädoyers.

Doch bevor es nach nun mehr als 50 Verhandlungstagen in den Endspurt gehen kann, werden morgen, Freitag, weitere Zeugen vernommen. Verteidiger Dr. Holger Rostek will mit Hilfe dieser Zeugen erreichen, dass sein Mandant entlastet wird. Außerdem muss das Gericht bis zum 3. Februar darüber befinden, ob ein Zeuge, der laut Staatsanwalt möglicherweise die Tatwaffe für den Mord zur Verfügung gestellt hat, vereidigt wird. Richter Finke stellte auf Anfrage dieser Zeitung klar: »Ich habe die Hoffnung, dass wir den Prozess nun zu Ende bringen können. Aber in diesem Verfahren weiß man ja nie, vielleicht kommt ja doch noch etwas dazwischen.«
Am 5. Februar 2004 wurde im Wald bei Silberborn der 48-jährige Familienvater Burkhard P. in den frühen Morgenstunden umgebracht. Beim Verladen von Holzstämmen wurde er von zwei Schüssen tödlich getroffen. Zunächst tappte die Polizei im Dunkeln. Kurze Zeit später konzentrierten sich die Ermittlungen auf einen Heizungsbauer aus Holzminden, dessen Fahrzeug in Tatortnähe gesehen wurde. Das Mitglied des Motorradclubs »Flame-Eyes« wurde festgenommen und sitzt seither in Haft.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 40-Jährige, der die Tat bestreitet, den Mord aus Eifersucht begangen hat. Das Opfer Burkhard P. war mit der Ex-Freundin des Angeklagten verheiratet. Möglicherweise, so die Staatsanwaltschaft, könnten die Heirat und der zu erwartende Nachwuchs der Auslöser für die Tat gewesen sein.
Zum Prozessauftakt im Oktober 2004 vor dem Landgericht Göttingen gab der angeklagte Heizungsbauer eine Erklärung ab. Er behauptete, zwar am Tatort gewesen zu sein, die tödlichen Schüsse hätte jedoch sein Freund Maik T., ein Stahlbauschlosser aus Holzminden, abgegeben. Der Angeklagte will von den angeblichen Mordplänen nichts gewusst haben. Aber auch der beschuldigte Freund bestreitet bis heute die Tat.
Während des Prozesses am Landgericht Göttingen geriet der Stahlbauschlosser allerdings wegen eines anderen Vorfalls, er liegt 15 Jahre zurück, ins Visier der Staatsanwaltschaft. Der Stahlbauschlosser soll am 25. Juli 1990 mit einer scharfen Waffe auf eine Nachbarin geschossen haben. Das Opfer wurde nur knapp verfehlt. Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Hildesheim besteht jedoch kein dringender Tatverdacht. »Die Ermittlungen können voraussichtlich in drei Wochen eingestellt werden«, sagte ein Sprecher gestern auf Anfrage.
Sollten im Fall »Mord im Solling« in Kürze die Akten geschlossen werden, dürfte vor allem die Witwe des Opfers aufatmen. Allerdings muss schon jetzt damit gerechnet werden, dass der Angeklagte bei einer Verurteilung Revision einlegen wird.

Artikel vom 12.01.2006