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»In unserer Lage ist
jeder Sieg wichtig«

Giants-Coach Achim Kuczmann optimistisch


Diese Ausbeute ist unerreicht: 14 mal sicherten sich die Basketballer Bayer Leverkusens den Deutschen Meistertitel, zwischen 1990 und 1996 gar sieben Mal in Folge. Eine beeindruckende Serie, die mit der Gegenwart im Basketball-Oberhaus aber nichts mehr zu tun hat. Aus dem Rekordmeister ist ein Abstiegskandidat geworden. Nach Rang 13 in der vergangenen Saison ist auch in dieser Spielzeit (noch) kein Aufwärtstrend in Sicht. Von den bisherigen 18 Partien gewannen die Bayer Giants nur fünf, zuletzt gab es mit dem 91:86 n. V. in Tübingen wieder einen Hoffnungsschimmer. WV-Sportredakteur Elmar Neumann sprach vor dem Pokalspiel mit Leverkusens Headcoach Achim Kuczmann (51).

Herr Kuczmann, nach 18 Spielen steht der Rekordmeister auf einem Abstiegsplatz. Welche Erklärung hat der Trainer dafür?Achim Kuczmann: Die erste Bundesliga ist in diesem Jahr so ausgeglichen wie nie zuvor. Jeder kann jeden schlagen und wir hatten das Pech, zehn Spiele ganz knapp zu verlieren, gleich sechs mit drei Punkten oder weniger. Wenn wir von diesen Begegnungen nur fünf gewonnen hätten, wären wir nicht im Tabellenkeller, sondern im oberen Drittel der Liga vertreten. Abgesehen von Berlin, das mit deutlichem Vorsprung führt, liegen alle Mannschaften ganz eng beieinander. Es ist frustrierend, dass es erst zu fünf Siegen gereicht hat, aber andererseits haben wir nahezu in jeder Partie gezeigt, dass wir mithalten können. Das stimmt mich optimistisch. Vielleicht war ja der Sieg nach Verlängerung in Tübingen die Trendwende.

Wie ruhig lässt es sich bei einem Traditionsverein wie Leverkusen nach einem so bescheidenden Start arbeiten? Achim Kuczmann: Es bleibt uns nichts anderes übrig, als die Ruhe zu bewahren und in jeder Trainingseinheit und jedem Spiel 100 Prozent zu geben. Genau das macht die Mannschaft. Abgesehen davon war bereits zu Beginn der Saison klar, dass wir gegen den Abstieg spielen würden und daher kommt diese Situation nicht völlig unerwartet. Eine Trainerdiskussion ist - abgesehen von einigen Plattformen im Internet - noch nicht entstanden. Wir sitzen alle in einem Boot. In der Medienlandschaft hat sich zwar etwas Enttäuschung breit gemacht, aber die Berichterstattung fällt weiterhin positiv aus.

Vor Saisonbeginn beurteilten Sie Ihr Team als unheimlich variabel, bis auf Dennis Wucherer und Demond Greene seien alle Spieler mehr als gleichwertig ersetzt worden. Haben Sie die Mannschaft überschätzt?Achim Kuczmann: Nein. Wir haben eine gute Mannschaft, aber die Liga ist die stärkste, die es je gab. Die vielen Amerikaner sorgen für viel mehr Qualität. Es gibt kein Kanonenfutter mehr. Das beste Beispiel dafür sind die Eisbären Bremerhaven, die als Aufsteiger momentan auf Platz vier stehen. Ein Negativ-Beispiel sind dagegen die Deutsche Bank Skyliners Frankfurt, die sich als amtierender Vizemeister ebenfalls auf einem Platz im unteren Drittel der Tabelle wiederfinden.

Bayer Leverkusen ist für seine erfolgreiche Nachwuchsarbeit bekannt. Wie lässt sich die mit dem Wegfall sämtlicher Ausländerbeschränkungen vereinbaren?Achim Kuczmann: Bei uns hat sich nichts geändert. Wir machen immer noch gute Jugendarbeit, wie die Resultate in den entsprechenden Ligen beweisen. Im 12er-Kader haben wir vier deutsche Akteure, darunter mit Gordon Geib wohl den Deutschen mit den meisten Spielanteilen in dieser Saison. Für einheimische Spieler war es früher schwer, einen Platz im Kader zu ergattern und das ist so geblieben. Wer richtig gut ist, setzt sich durch. Die gestiegene Qualität in der Bundesliga kann dem Basketball in Deutschland nur gut tun.

Zum Pokalspiel. Was fällt Ihnen zu den Schröno Paderborn Baskets ein?Achim Kuczmann: Ich kenne Martin Krüger sehr gut, habe mit ihm in Leverkusen lange zusammen gearbeitet und stehe mit ihm in regelmäßigem Kontakt. Paderborn ist ein ganz heißer Aufstiegskandidat, den ich bei den Spielen in Rhöndorf und in Herten selbst beobachtet habe. Trainer Doug Spradley hat eine sehr gute Mannschaft. Das ist das Entscheidende. Zwei gute Spieler reichen nicht, um die Liga derart zu dominieren, wie es Paderborn in dieser Saison macht. Wir werden diesen Gegner daher nicht unterschätzen, haben aber auch keine Angst davor. Schließlich spielen wir in der ersten Liga und haben - abgesehen von der Niederlage gegen ALBA - jeden Gegner schlagen oder zumindest bis in die Endphase der Begegnungen voll fordern können.

Welche Bedeutung hat der BBL-Pokal für die Bayer Giants Leverkusen?Achim Kuczmann: In unserer Lage ist jeder Sieg von großer Bedeutung. Ob im Pokal bei einem Zweitligisten wie den Schröno Paderborn Baskets oder in der Meisterschaft. Jedes Erfolgserlebnis hilft der Mannschaft ein großes Stück weiter.

Artikel vom 17.01.2006