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16 Kinder schnuppern Theaterluft

Neues Projekt an der Marienschule - Sven Stickling gibt Schauspielunterricht

Von Manfred Köhler
Verl (WB). Wie fühlt man sich so als Katze, Roboter, Monster oder Prinz? Neue Erfahrungen machen 16 Mädchen und Jungen der Marienschule.

Für die Zweitklässler hat gestern der Schauspielunterricht begonnen. Bis zu den Sommerferien lernen sie unter Anleitung des angehenden Diplom-Pädagogen Sven Stickling (25) das Theater und sich selber von einer ganz anderen Seite kennen. Sie schlüpfen in das Wesen von Tieren und Personen, lernen spielerisch den Spaß am körperlichen Ausdruck und einen ungezwungenen Umgang miteinander. Sie sind mit Begeisterung bei der Sache und bleiben gerne auch eine Stunde länger. Schließlich haben sie sich wie viele andere freiwillig gemeldet, Losglück gehabt und dürfen dabei sein.
Während es in der Schule schon still ist, weil alle anderen Kinder nach Hause gegangen sind, verwandeln sich die kleinen Mimen hoch oben in der Aula in Monster, beschreiben in der Körpersprache ihre Namen und kämpfen beim Zeitlupenwettlauf gegen den Drang an, so richtig loszurennen.
»Für mich ist die Arbeit mit Zweitklässlern eine ganz neue Erfahrung«, sagt Sven Stickling. Der 25-jährige Student aus Verl, der in Bielefeld Pädagogik studiert, will mit dem Projekt seine Zusatzausbildung bei der Landesarbeitsgemeinschaft Spiel und Theater krönen. Er selber hat vor fünf Jahren in einem Volkshochschulkurs erstmals Bühnenluft geschnuppert, ist dann »süchtig« geworden und in die Theaterwerkstatt der Uni Bielefeld eingestiegen, um die Grundlagen des Theaters zu erlernen.
Ein Dozent war angetan von dem Nachwuchs und fragte Sven Stickling, ob er nicht »richtig Theater spielen« wollte. So kam er zur »Compagnie Charivari« und damit zum Straßentheater. Und da zwischen der Künstlergruppe und der Landesarbeitsgemeinschaft Spiel und Theater das Band sehr eng ist und er es mit seiner Ausbildung wunderbar verbinden konnte, kam Sven Stickling zur Theaterpädagogik. »Sie macht mir Riesenspaß«, sagt er.
An diesem haben nicht nur die 16 Mädchen und Jungen der Marienschule, sondern auch ihre Lehrerin Stefanie Plate Anteil. Die 30-jährige Kunst- und Musiklehrerin, die bereits Erfahrungen mit einer Theaterarbeitsgemeinschaft an der Grundschule gesammelt hat, wird das Projekt als Assistentin von Sven Stickling begleiten und ist schon beim Start ganz angetan: »Ich finde es total spannend.« Da sind die Kinder ganz ihrer Meinung und machen sogar Hausaufgaben richtig gern. Und die lauten nach den ersten Stunden in der Theaterschule: »Schaut Euch mal zu Hause ein Tier ganz genau an und versucht, Euch in in dieses hinein zu versetzen und seine Bewegungen nachzumachen«, gibt ihnen Sven Stickling mit auf den Weg, während er seine Sachen packt, um den nächsten Bus Richtung Bielefeld noch zu bekommen. Dort wartet der Studienalltag mit viel Arbeit auf ihn, aber auch seine anderen Leidenschaften: Er schreibt Erzählungen, macht Hörspiele und dreht Kurzfilme. Sein neuster Film »Klaus E.« ist im Februar beim Wettbewerb im Ringlokschuppen zu sehen. Mit dem Hörspiel »Günther Braunbär« kam er 2003 in München beim Wettbewerb des Hörverlags auf Platz drei.

Artikel vom 11.01.2006