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Brakels Stadtkern strahlt bald in Bronze

Heinrich Kluge (79) baut mit viel Liebe zum Detail ein Modell im Maßstab von 1:400

Von Alexandra Rüther
Brakel (WB). Noch steht er da in Holz, doch schon bald soll er in Bronze glänzen: der historische Stadtkern Brakels. Bürgermeister Friedhelm Spieker und Stadtarchivar Dirk Brassel haben das Projekt gestern zusammen mit »Modellbauer« Heinrich Kluge in dessen Werkstatt vorgestellt.
Und wieder ist ein Haus fertig. Heinrich Kluge (79) arbeitet hier an seiner Schleifmaschine.
»Die Idee zu diesem Projekt entstand im Jubiläumsjahr 2004, beziehungsweise schon etwas eher«, erinnert sich der Bürgermeister. Denn für das Jubiläumsjahr wurden zehn neue Stadtführer ausgebildet, und die äußerten den Wunsch nach einem Bronzeguss des historischen Stadtkerns als zentralen Anlaufpunkt für ihre Führungen. »Glücklicherweise steht uns aus dem Jubiläumsjahr auch noch Geld zur Verfügung, das wir sozusagen rüberretten konnten und mit dem wir das Vorhaben jetzt bezahlen«, so Spieker. Etwa 10000 Euro wird die Umsetzung des Projektes, das es ähnlich beispielsweise in Holzminden und Paderborn gibt, kosten.
Bis zu dem jetzigen Modell im Maßstab 1:400 war es bereits ein weiter Weg. Stadtpläne wurden studiert und auf den richtigen Maßstab gebracht, Luftbilder organisiert und schließlich war der Grundriss fertig. »Dann dachte ich eigentlich, ich nehme ein paar auf Profil geschnittene Leisten und mache da viele Häuser von«, erzählt Heinrich Kluge.
Von dieser Idee verabschiedete sich der ehemalige Hauptschullehrer im Werken aber schnell wieder, denn das war ihm nicht fein genug. So sieht man den kleinen Häuschen auch die Liebe zum Detail an, jede Dachgaube stimmt. »Es ist erstaunlich, wie viele große Häuser es in Brakels Zentrum gibt, viele alte Bauernhöfe«, hat Heinrich Kluge bei seinen Studien erfahren. Ist er sich bei einem Gebäude unsicher, scheut er auch nicht den Weg in die Stadt, um das Haus noch einmal genau unter die Lupe zu nehmen. 23 Hektar Brakel entstanden so auf der 1,20 Meter mal 90 Zentimeter großen Platte. Inzwischen fehlen nur noch einzelne Straßenzüge wie die Antoniusstraße und die Brucht sowie das »Großprojekt« Brede. Die Gestaltung der katholischen Kirche habe ihm so viel Spaß gemacht, dass er gleich ein zweites Modell angefertigt habe: als Geschenk für Pastor Koch.
Ist das Modell aus Lindenholz fertig, wird ein Abdruck aus Kautschuk gefertigt, von dem wiederum ein Gipsabdruck genommen wird, der dann als Gießform für das fertige Exemplar in Bronze dient. »Einzelne stadtprägende Gebäude werden dabei separat gegossen und nachträglich auf die Platte gebracht«, erklärt Stadtarchivar Dirk Brassel. Montiert wird das Ganze dann auf einem großen Sndsteinsockel. Wo der stehen wird ist noch nicht klar. Eventuell im Bereich des Thy-Platzes, da wo früher die Rolandsäule stand. »Das wird aber noch zu beraten sein, vor allem natürlich im Bauausschuss«, will Friedhelm Spieker hier keine Entscheidungen vorwegnehmen.
Sein großer Dank gilt Heinrich Kluge, denn: »Hätten wir das Projekt fremd vergeben müssen, an Firmen, die sich die ganzen Ortskenntnisse erst hätten erarbeiten müssen, hätten wird es gar nicht bezahlen können«.

Artikel vom 11.01.2006