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Verwirrungen beim großen Maskenball

»Die Fledermaus« von Johann Strauß sorgt im Neuen Theater für viel Begeisterung

Espelkamp (wbh). Sie ist der absolute Klassiker unter den Operetten: »Die Fledermaus« von Johann Strauß. Das berühmte Werk in drei Akten führte jetzt das Parktheater Augsburg in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Musiktheater Sofia im Neuen Theater auf.

Das Publikum war begeistert vom musikalischen und schauspielerischen Können aller Akteure -Ê den Musikern und Schauspielern -Êund belohnte sie mit viel Applaus. Dabei ist das Besondere an der »Fledermaus« wohl die Aktualität. Wurde sie doch 1874 am Theater in Wien uraufgeführt, so hat sie auch heute noch Zeitgeist. Von Liebe und Intrigen gesponnen, bildet die Fledermaus ein Netz, in das sich der Zuschauer fallen lassen kann. Denn irgendwo findet sich jeder wieder.
Zum Inhalt: Gabriel von Eisenstein (Wolfram B. Meyer, Tenor) hatte nach einer langen Faschingsnacht den befreundeten Notar Dr. Falke (Matthias Degen) in originellem Fledermauskostüm im Park seinen Rausch ausschlafen lassen und ihn so dem Gespött der Passanten ausgesetzt. Seitdem wurde Falke »Doktor Fledermaus« genannt.
Jetzt hat er Gelegenheit zur Rache: Er überbringt Eisenstein eine Einladung des für seine Feste bekannten russischen Prinzen Orlofsky (Olga Dinova). Der will Eisenstein unbedingt Folge leisten, obwohl er an jenem Abend eine Arreststrafe wegen eines Beleidigungsdeliktes antreten soll. Heuchlerisch nimmt er Abschied von seiner Gemahlin Rosalinde (Svetlana Iwanova), nicht wissend, dass der Gesangslehrer und frühere Geliebte Alfred (Penja Pirozov) darauf wartet, es sich bei der Gattin bequem zu machen. Doch das Schäferstündchen der beiden wird durch den Gefängnisdirektor Frank (Nikolaj Petrov) gestört, der den nicht zum Arrest erschienenen Hausherren persönlich abholen will. Er ist in Eile, denn auch er ist zum Fest des Prinzen eingeladen.
Alfred will Rosalinde nicht bloßstellen und lässt sich als ihr Gatte inhaftieren. Im Palais Orlofskys werden Eisenstein und Frank dem Prinzen als französische Aristokraten vorgestellt. Aber auch andere Gäste treten unter falscher Identität auf, so zum Beispiel eine maskierte »ungarische Gräfin«.
Mit dem Ball und Maskenfest bei Orlofsky (2. Akt) erreicht die Operette ihren Höhepunkt: Mittelpunkt ist die große Walzer-Szene. In Orlofskys Palast treffen sich die maskierten Eisenstein, Rosalinde und deren Hausmädchen Adele. Ein Verwechslungsspiel ist die Folge. Alle drei haben ein böses Gewissen und müssen voreinander Versteck spielen, denn Eisenstein schwindelte seiner Frau vor, er müsse eine Gefängnisstrafe absitzen -Êin Wahrheit verschob er den Strafantritt. Rosalinde ihrerseits empfing im ersten Akt ihren alten Verehrer Alfred, der in Abwesenheit des Hausherrn als vermeintlicher Eisenstein wegen Beleidigung einer Amtsperson zum Arrest abgeholt wird. Adele hat es als Mitwisserin wechselseitiger Verfehlungen leicht -Êim Abendkleid der Dame des Hauses erscheint sie als »junge Künstlerin« bei Orlofsky. Der Gipfel der Verwechslung ist erreicht, als sich Eisenstein in die eigene (maskierte) Frau, die »ungarische Gräfin«, verliebt.
Die Kulisse im dritten Akt bildet die Kanzlei des Gefängnisdirektors. Hier lösen sich die Verwirrungen langsam auf. Eisenstein möchte natürlich, dass Alfred auch weiterhin die Strafe für ihn absitzt, doch er muss schnell einsehen, dass er der »Rache der Fledermaus« zum Opfer gefallen ist«.
Es war ein herrlicher Klamauk. Das Espelkamper Publikum jedenfalls war begeistert und gratulierte zu einer gelungenen Vorstellung.

Artikel vom 11.01.2006