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»Haben einen großartigen Menschen verloren«

Delegation aus Höxter reiste zur Trauerfeier für den Ehrenbürger Jacob Pins nach Jerusalem

Von Wolfgang Braun
Höxter /Jerusalem (WB) Bei der Gedenkfeier für Jacob Pins, dem am 3. Dezember 88-jährig in Jerusalem verstorbenen Künstler und Ehrenbürger Höxters, war auch eine Delegation aus der Kreisstadt zugegen. Günther Ludwig vertrat die Stadt Höxter als stellvertretender Bürgermeister.

»Höxter trauert, wir haben einen großartigen Menschen verloren«, gab Dr. Dieter Schuler, Vorsitzender der Höxteraner Jacob-Pins-Gesellschaft bei der Gedenkfeier dem Empfinden vieler Höxteraner Ausdruck. Außer ihm war die Pins-Gesellschaft durch Johanna Thedieck und Dr. Karl-Heinz Kraft vertreten.
Günther Ludwig war außerordentlich angetan von der herzlichen Gastfreundschaft und Offenheit mit der die Höxteraner empfangen worden waren. Und: »Obwohl einige der Gedenkreden auf Hebräisch gehalten worden waren, erkannten wir daran, wie häufig der Namen unserer Stadt fiel, welche große Bedeutung unsere Stadt und das Bemühen um ein Jacob-Pins-Forum für den Verstorbenen hatte.«
Bekanntlich hat Pins einen beträchtlichen Teil seines künstlerischen Nachlasses der Stadt Höxter vermacht. Die Jacob-Pins-Gesellschaft als Sachwalter der Stiftung richtet in dem in Restaurierung begriffenen Heisterman von Ziehlbergschen Adelshof an der Westerbachstraße ein Forum für den Künstler ein, wo eine Auswahl seiner Holzschnitte und Gemälde gezeigt wird. Das Forum dient aber auch als Ort der Erinnerung der im Dritten Reich ermordeten Höxteraner Juden, zu denen auch Jacob Pins Eltern, Ida und Dr. Leo Pins gehören.
Zur Einweihung des Pins-Forums im Jahr 2007 werden auch Gäste aus Israel und Angehörige der Familie Pins erwartet. Schuler hofft, dass auch PinsÕ Bruder Rudolf, der in die USA hatte fliehen können und später Vernehmungsoffizier bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen war, dann nach Höxter kommt. Für Pins sei das Museum auch deshalb wichtig gewesen, weil dadurch gewissermaßen ein Weiterwirken nach seinem Tode möglich wurde. Er habe sehr an der Entwicklung des Projektes Anteil.
»Jacob Pins hat Höxter verändert, nicht nur äußerlich mit einem schönen Museum. Die Menschen gehen offener und ehrlicher mit der dunklen Seite ihrer Geschichte um«, so Schuler in seiner Gedenkrede im Jerusalemer Israel-Museum. Und: »Wir haben viele auf das Museum neugierig machen, viele neue Kontakte knüpfen und auch neue Mitglieder für die Pins-Gesellschaft gewinnen können«, berichtete er jetzt in einem Pressegespräch.
In der Feierstunde war Pins, der auch Ehrenbürger von Jerusalem war, als international bedeutsamer Künstler, als Lehrer und als Mensch gewürdigt worden. Als einem international herausragenden Experten und bedeutenden Sammler fernöstlicher Kunst habe der japanische Botschafter in Israel dem Verstorbenen Reverenz erwiesen.
»Höxter kann auf den künstlerischen Nachlass sehr gespannt sein«, so Schuler. »Uns erwartet viel.« So rechnet er damit, dass neben den Bildern auch Handwerksgerät, das zur Anfertigung von Holzschnitten erforderlich ist, im Forum ausgestellt werden kann.
»Pins ist wichtig für unsere Nation: Ein Jude, der aus seiner Heimat flüchten musste, der seine Eltern durch den Holocaust verloren hat, findet den Weg in seine Geburtsstadt zurück«, hatte Schuler in seiner Gedenkrede die über Höxter hinausreichende Bedeutung der Entwicklung des Verhältnisses zwischen dem großen Sohn Höxters und seiner Heimatstadt herausgestellt.

Artikel vom 11.01.2006