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Günstige Lage - aber kein
Spiel bei Industrieflächen

Gewerbegebiete in der Gemeinde im Blickpunkt

Von Friedrike Niemeyer
Steinhagen (WB). Der Logistik-Konzern Kühne + Nagel findet in Steinhagen kein geeignetes Grundstück für eine vergrößerte Niederlassung und wird den Standort verlassen (WB exklusiv vom 7. Januar). Vor zwei Jahren bezieht Getränke Kesten ein größeres Grundstück in Halle-Künsebeck - kann Steinhagen seinen Firmen keine ausreichende Perspektiven in Sachen Grundstücke bieten?

Dem widerspricht Bürgermeister Klaus Besser: »Wir sind im Moment mit Gewerbeflächen gut aufgestellt.« Eine Zehn-Hektar-Fläche mit direktem Autobahnanschluss und Ausweisung als Industriegebiet sei auch in anderen Kommunen schwer zu finden, sagt er zu Kühne + Nagel. Der Verbleib von Kesten in der Gemeinde sei dagegen an der Kurzfristigkeit gescheitert. Der Bebauungsplan für Brockhagen-Ost sei 2004 noch nicht rechtskräftig gewesen, so dass die Firma die Alternative in Künsebeck wahrnehmen musste.
Jetzt hat die Gemeinde Steinhagen in Brockhagen-Ost noch 15 Hektar Gewerbegebiet frei, für die es neben der Werkstatt für behinderte Menschen schon weitere Interessenten gebe, berichtet Besser. Insgesamt zehn Hektar - der als Industriefläche ausgewiesene Teil von Brockhagen-Ost - ist bereits von der Hörmann KG und der WLS-Spedition bebaut. Daneben gibt es noch 2000 Quadratmeter Gewerbefläche an der Straße Am Bahnhof hinter dem Raiffeisenmarkt und 8000 Quadratmeter auf dem Gelände Niederwahrenbrock an der Bahnhofstraße. Ein Drittel der gesamten Gewerbefläche ist in Brockhagen, zwei Drittel in Richtung A 33-Nordtrasse positioniert.
Speziell was die Wünsche von Speditionen angehe, habe sich der Gemeinderat stets sehr zurückhaltend gezeigt, erläutert Besser. Außer WLS und Kühne + Nagel, denen man sich verpflichtet fühle, habe man keine Flächen für eine weitere große Spedition zur Verfügung stellen wollen.
»Großer Trumpf ist immer die Verkehrsanbindung«, sagt Gerald Blome, Referent für Standortberatung bei der Industrie- und Handelskammer OWL. Vor allem sind das die Autobahnen, und da liegen Bielefelder Gewerbegebiete vorn, auch wenn vielleicht der Preis höher ist, sagt er. Die A 33 sei dagegen in Steinhagen nach 30 Jahren immer noch nicht da, und hieran sollte sich schnellstens etwas ändern, damit nicht weitere Unternehmen wegziehen.
Wichtige Faktoren bei der Standortsuche von Unternehmen seien zudem die Kosten, Infrastruktur oder auch die Sichtbarkeit der Fläche. Beispielsweise brumme das Gewerbegebiet der kleinen Gemeinde Borchen bei Paderborn direkt an der A 44 geradezu. Viele Unternehmen favorisieren auch die teilweise staatlich geförderten interkommunalen Gewerbegebiete - auch Kühne + Nagel interessiert sich ja für ein solches in Bielefeld, Herford und Bad Salzuflen. Und weiterhin bestehe ein Trend, in die Speckgürtel der Zentren zu gehen - ein Plus für Kommunen wie Steinhagen, erläutert Blome.
Nachteilig sei allerdings, dass aufgrund der knappen Flächensituation in der Gemeinde kaum Spielraum für die Neuausweisung von Industrieflächen bestehe, sagt der IHK-Vertreter. Diese sind wegen ihrer Option für 24-Stunden-Arbeit besonders für produzierende Betriebe und Logistik-Unternehmen interessant.

Artikel vom 11.01.2006