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»Danke für den deutschen Papst«

Der Mastholter Kinder- und Jugendchor verbrachte den Jahreswechsel im Vatikan

Von Meike Oblau
Rietberg-Mastholte (WB). »Danke für den deutschen Papst!« Als Deutscher war man schon immer gern gesehen in Italien. Seit Josef Ratzinger am 19. April Papst Benedikt XVI. wurde, hat sich das noch gesteigert. Das haben auch die Mitglieder des Kinder- und Jugendchores Mastholte erfahren. Die 45-köpfige Gruppe unter der Leitung von Chorleiter Paul-Leo Leenen und Pfarrer Tadeusz Senkowski verbrachte den Jahreswechsel im Vatikan.

»Als die Italiener in der U-Bahn merkten, dass wir Deutsche sind, haben sie sich wirklich dafür bedankt, dass Benedikt ein so toller Papst ist«, schildert die 12-jährige Christina Schröder. Die Mastholter Nachwuchssänger waren aber keineswegs »nur« als Touristen in Rom. Sie nahmen am Pueri-Cantones-Kongress teil. 6000 Chorsänger aus aller Herren Länder bevölkerten nach Weihnachten die Heilige Stadt. »Deutschland hatte mit 39 Chören den größten Anteil entsandt«, berichtet Paul-Leo Leenen. Eine ganze Woche verbrachten die Mastholter in Rom. Für touristische Ausflüge blieb genügend Zeit, so konnte die Gruppe den Trevi-Brunnen, das Pantheon und zahlreiche Kirchen und Basiliken besichtigen. Gleich am ersten Tag wurden alle 6000 Teilnehmer des Kongresses in der großen Audienzhalle des Vatikan empfangen. »Wir wurden von der Schweizer Garde eingelassen, dann haben alle 6000 Sänger gemeinsam gesungen«, sagt Nico Großevollmer. Tags darauf trafen sich alle deutschen Chöre zum großen Nationengottesdienst in der Lateral-Basilika, wo die Mastholter eine riesige Skulptur des Heiligen St. Jakobus bewunderten. Nachmittags gab der Kinder- und Jugendchor außerhalb Roms ein gemeinsames Konzert mit einem französischen Mädchenchor. Richtig spannend wurde es am dritten Tag: »Da haben wir das erste Mal den Papst gesehen, der uns in der Audienzhalle begrüßt hat«, berichtet Jessica Stöppel. »Viel verstanden haben wir allerdings nicht. Durch eine Fehlinformation hat der Papst die ganze Zeit französisch gesprochen.« Anschließend bestaunte die Gruppe den riesigen Petersdom. »Allein die Säulen am Altar sind so hoch wie der komplette Mastholter Kirchturm«, war Alexander Peitz beeindruckt. Am Silvestertag besichtigte die Gruppe die »Paulus vor den Mauern«-Basilika. »Dort sind riesengroße Medaillons von allen bisherigen Päpsten ausgestellt, und das Bild des aktuellen Papstes wird angestrahlt«, erinnert sich Alexander Peitz. Nachmittags gaben alle teilnehmenden Chöre ein internationales Weihnachtskonzert in der Audienzhalle des Vatikan, der Silvesterabend auf dem Petersplatz war danach leider völlig verregnet, der Platz wurde schon kurz nach Mitternacht vom Sicherheitsdienst geräumt. Der spannendste Tag aber war ohnehin der Neujahrstag. Um 10 Uhr zelebrierte Papst Benedikt XVI. den Neujahrsgottesdienst im Petersdom. »Wir waren hautnah dabei, der Papst ist nur einen halben Meter von uns entfernt entlang gelaufen. Ich hätte nie gedacht, dass wir ihm so nah kommen. Er sah ganz schön müde aus«, hatte Alexander Peitz beobachtet. Die erste Lesung hielt Benedikt sogar auf Deutsch. Die beiden letzten Tage ihrer Fahrt verbrachten die Mastholter als Touristen. Montags gab es eine Führung durch das antike Rom, abends traf sich die Gruppe mit Ordensschwester Aloysima Ramsel, die aus Mastholte stammt und den Jugendlichen das Quartier im Schatten des Petersdoms organisiert hatte. »Das war schon beeindruckend: Man musste bei der Schweizer Garde nur nach ihr fragen und wurde sofort eingelassen. Sie kennt dort offenbar jeder«, war Paul-Leo Leenen überrascht. Am letzten Tag besuchte die Gruppe die Mittelmeerstadt Ostia, ehe es nach Hause ging.

Artikel vom 11.01.2006