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Wie ein Ruf nach
der Gerechtigkeit

Stimmungsvolles Gospelkonzert

Von Thorsten Böhner
Paderborn (WV). Mit den »USA Gospel Singers« stand eine Formation auf dem Programm der Paderhalle, die ihr Handwerk versteht und darüber hinaus traditionelle Musik mit modernen Elementen verknüpft. Das allein verspricht schon eine interessante Mischung.

Fünf Sängerinnen und ein »Quotenmann«, unterstützt von Percussion, Keyboard und einer Lightshow, die sich stellenweise als etwas zu grell für diese Art von Konzert erwies, lieferten eine anspruchsvolle musikalisches Palette bekannter und weniger bekannter Gospelsongs ab.
Was einst als Zeichen der Aufbruchstimmung unter Farbigen in Zeiten der Sklaverei - vornehmlich auf den amerikanischen Südstaatenplantagen Mitte des neunzehnten Jahrhunderts - seinen Anfang nahm, ist längst Ausdruck eines Lebensgefühls geworden. Den so manchen von uns aus der Schulzeit bestens bekannten Hymnen wie »Oh, when the Saints«, »Amazing Grace«, »Go down Moses« oder »Swing low, sweet chariot« wurde von dem Sextett in beswingter Version mit rockigen Schlagzeugelementen ein neues musikalisches, bisweilen gewöhnungsbedürftiges Gewand verpasst.
Daneben wurde der Gospel-Ikone Mahalia Jackson, die die Entwicklung dieses Musikstils mit zahlreichen Auftritten in amerikanischen Kirchen beeinflusste, Tribut gezollt. Die Interpreten waren tadellos, lediglich die Struktur ihres Programms bedürfte eines etwas anderen Konzepts. Gerade, als sie das Publikum zum Aufstehen und Mitklatschen animiert hatten, war Pause.
Danach kamen mit »We are singing in the land of god« mitreißende afrikanische Rhythmen ins Spiel, anschließend gab es eine zugegebenermaßen höchst amüsante Swingversion von »Oh Tannenbaum«. Die beiden folgenden Weihnachtslieder allerdings bremsten die aufkeimende Stimmung ein wenig aus, so dass viele Erwartungen auf den Abschlussprogramm lagerten. Das allerdings hatte es in sich.
Solche Art von Musik lässt sich nicht singen, sondern nur ausleben - und das beherrschen die Akteure exzellent. Sie bringen ihre Botschaft, den Schrei nach Gerechtigkeit und Freiheit, auch im Sitzen über die Rampe. Ihre Stimmbandbreite erstreckt sich über Blues, Soul und Rock bis hin zu kleinen Sequenzen, die einer Opernarie gleichen. Die energiegeladenen(Klang-)Körper der Sänger tun ein übriges. Eine Anmerkung sei dennoch erlaubt: Von A-capella-Versionen hätte es gern noch etwas mehr sein dürfen. Hier wurde der Gospel zurückgeführt - nicht reduziert! - auf seine Wurzeln, und es trat zutage, was diese Musik ausmacht: Hoffnung und ungebrochener Lebenswille.

Artikel vom 11.01.2006