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Keiner mag halbe Sachen

Sennebahn: Kommunen wollen, dass Begonnenes vollendet wird

Von Monika Schönfeld (Text)
und Matthias Kleemann (Fotos)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Kampflos wollen sich die Bürgermeister von Schloß Holte-Stukenbrock und Hövelhof nicht darin fügen, dass die Landesregierung die Modernisierung der Sennebahn aus der Prioritätenliste der Integrierten Gesamtverkehrsplanung (IVP) bis 2015 genommen hat. Hubert Erichlandwehr und sein Hövelhofer Kollege Michael Berens wollen diese Woche eine Strategie erarbeiten, wie sie intervenieren, um die Zukunft der Sennebahn zu sichern.

»Ursprünglich ist uns von der Bahn versprochen worden, dass der Bahnhof von der Seite der Bahn gleichzeitig modernisiert wird wie das Gebäude, das die Stadt gekauft und renoviert hat. Einen halben Meter haben wir übernommen, weil das Bild sonst nicht gepasst hätte. Wartehäuschen haben wir gebaut, wo der Zug halten sollte, heute aber nicht hält. Wenn zumindest die Bahnsteige modernisiert würden, wären wir einen großen Schritt weiter«, sagt Hubert Erichlandwehr. Ihm gehe es nicht darum, den Schienenverkehr dem auf der Straße den Vorrang zu geben. Aber: »Das, womit man angefangen hat, muss man auch zu Ende führen.«
Mit 51 Prozent Landeszuschüsse aus dem Topf der Stadterneuerung war das Bahnhofsgebäude 2003 von der Stadt von Grund auf modernisiert und renoviert worden. Das Land hatte die Bedingung gestellt, den Bahnhof zum Verknüpfungspunkt für den öffentlichen Personennahverkehr auszubauen. Das hat die Stadt erfüllt. Im Dezember 2002 hatte der Regionalrat die Landesregierung einstimmig aufgefordert, genügend Geld für die Sennebahn zur Verfügung zu stellen, weil sie wichtig ist für die Verkehrsstruktur der Region und die Anbindung der beiden Oberzentren Bielefeld und Paderborn. Die Sennebahn gilt als Zubringer für die ICE-Züge.
Die geplante Modernisierung der Strecke mit Kreuzungsbahnhof in Schloß Holte sollte die Strecke Bielefeld-Paderborn (heute 72 Minuten) deutlich schneller machen. Im Dezember 2003 hat die Nordwestbahn den Zugverkehr auf der Strecke übernommen und laut Sprecherin Katrin Hofmann die Fahrgastzahlen um 24 Prozent gesteigert. Um die Sennebahn schneller zu machen, hatte die Deutsche Bundesbahn zugesagt, die Bahnübergänge ab 2007 nachzurüsten. Vergangenes Jahr war es zu etlichen Verspätungen gekommen, weil die Lokführer Schranken und Lichtzeichen in Schloß Holte-Stukenbrock manuell bedienen mussten.
Beim Verkehrsverbund Ostwestfalen-Lippe (VVOWL) hat die Streichung der Sennebahn aus der Prioritätenliste einen »internen Aufschrei« verursacht. Allerdings müsse in den nächsten Wochen eine abgestimmte Stellungnahme erarbeitet werden. Der Verband will die Entscheidung »nicht einfach so hinnehmen«. Auch die Nordwestbahn gibt keine Stellungnahme ab, die nicht von den Verkehrsverbünden getragen werde. Die wollen die Beratungen der Verkehrskommission der Bezirksregierung und die Sitzung des Regionalrats am 20. Februar abwarten.
Fritz Wittler, Chef des Omnibusbetriebs, das im Stundentakt ab Verknüpfungspunkt Bahnhof fährt, sagt, er sei 2003 davon ausgegangen, dass die Modernisierung der Strecke innerhalb der nächsten fünf bis sechs Jahre abgeschlossen sei. Er stellt fest, dass die Nordwestbahn eine Steigerung der Fahrgastzahlen habe. »Wir haben sie nicht.« Die Pendler, die mit der Bahn fahren, kommen mit dem Auto zum Bahnhof. »Unsere Busse sind nicht voll besetzt. Wir transportieren überwiegend Schüler.« Das Unternehmen habe sich mehr versprochen. »Mit dem Sparen sind wir ziemlich am Ende. Die Grauthofflinie haben wir in einen Rufbus umgewandelt. Wer mit dem Bus fahren will, muss das vorher telefonisch anmelden«, sagt Wittler.

Artikel vom 11.01.2006